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Fakten zur Aufführung 

GALA FÜR MARIA THERESIA
13. August 2015

Innsbrucker Festwochen der
Alten Musik, Festsaal der Hofburg


Points of Honor                      

Musik

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Macht der Stimme

Die Tiroler Landeshauptstadt, märchenhaft in den Bergen eingebettet, erzählt gerne ihre Geschichte. Die besondere Beziehung zum Hause Habsburg, dem österreichischen Kaisergeschlecht spielt hier eine große Rolle. So haben Herrscher wie Maximilian I und Maria Theresia der Stadt zu Blüte und Ansehen verholfen. Der prachtvolle barocke Ausbau der kaiserlichen Residenz, der Hofburg, zeugt von dieser Bindung, die heuer ein schmerzliches Jubiläum feiert. Vor 250 Jahren starb der Ehemann Kaiserin Maria Theresias, Kaiser Joseph I, in Innsbruck, während der Hochzeitsfeierlichkeiten ihres gemeinsamen Sohnes Leopold.

Der Barock hat auch in der Musik seine Heimat in den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik gefunden. Seit Jahren zieht dieses Festival zahlreiche Liebhaber der Barockmusik und insbesondere der barocken Oper an und hat seine Reputation für stilechte und qualitätsvolle Aufführungspraxis vieler bekannter, aber insbesondere unbekannter Meisterwerke aufgebaut. Solche Raritäten stehen auch im Mittelpunkt eines Galakonzertes anlässlich des 250. Todestages im Riesensaal der Hofburg. Dieser opulente Festsaal mit einer Bildergalerie der Herrscherfamilie und farbenfrohem Deckengemälde von Franz Anton Maulbertsch ist ein würdiger Rahmen und ermöglicht einen erlebbaren Zeitsprung in die Vergangenheit. Die Kaiserin als auch ihr Ehemann waren große Musikliebhaber, Kenner und Gönner der Kunst. Einen Musiker verehrten sie besonders, der auch ihr Lehrer war.

Johann Adolph Hasse stammte aus Hamburg und war zu seinen Lebzeiten ein gefeierter und sehr geachteter Komponist und Musiker. Erst im Rahmen der Wiederentdeckung und des gestiegenen Interesses an der Barockmusik bekamen seine Werke wieder Aufmerksamkeit. Der angesehene Librettist Pietro Metastasio und Johann Adolph Hasse arbeiteten viele Jahre zusammen, und es waren der Librettist und die Kaiserin selbst, die Hasse überzeugten, nach Wien zu ziehen.

Besonders der junge Countertenor und Stargast des Galaabends, Valer Sabadus, widmet sich der Wiederentdeckung der Werke Hasses und veröffentlichte auch eine CD unter dem Titel Hasse reloaded. Seine Darbietung der wehmütigen, gefühlsintensiven Arie des Iabra aus Johann Adolph Hasses Oper Didone abbandonata 'cadra fra poco in cenere' stellt auch den Höhepunkt dieses eindrucksvollen Abends dar, der von dem Countertenor und der koreanischen Sopranistin Sunhae Im, begleitet von der Münchner Hofkapelle, auf Originalinstrumenten unter der Leitung von Rüdiger Lotter dargeboten wird.  Sabadus verfügt über eine feste, kräftige Stimme, die mit viel Farbe und Elastizität ausgestattet ist. Trotz subtropischer Hitze und drückender Schwüle im Saal gelingt es ihm, die anspruchsvollen Glissandi und ausufernden Legati weich und leicht zu halten, die Lautstärke gut zu dosieren, auch wenn das Orchester besonders im ersten Teil des Konzertes viel zu wuchtig und laut aufspielt. Das bekommt besonders die Sopranistin zu spüren. Im Wettstreit mit Lotter und der Hofkapelle kommt sie zu Beginn nicht zurecht und reagiert schrill und hochdramatisch.

Erst zum Schluss des Konzertes mit dem finalen Duett aus Christoph Willibald Glucks revolutionären Meisterwerk Orfeo ed Euridice zeigen sich alle im besten eingeschwungenen Zustand, vermitteln höchstes Barockmusikniveau und reißen die Zuhörer zu begeistertem Jubel hin.

Helmut Pitsch

Fotos: Matteo Prock