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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
13. September 2014
(Premiere)

Theater für Niedersachsen,
Großes Haus Hildesheim


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Zwei Welten

Seit 20 Jahren steht die Zauberflöte, die populärste Oper, die je in deutscher Sprache komponiert wurde, jetzt erneut auf dem Spielplan des Theaters für Niedersachsen. Trotz der weithin bekannten, eingängigen Melodien ist ein Teil des Publikums an diesem ersten Spieltag nach der Sommerpause so enthusiastisch, das es versehentlich schon im Mittelteil der Ouvertüre klatscht – ein Versehen, das Dirigent Werner Seitzer gekonnt überhört und einfach weiterspielt.

Unter der Regie von Volker Vogel präsentiert sich ein Bild von zwei Welten, die durch einen durchsichtigen Vorhang voneinander getrennt sind. Im Vordergrund befinden sich zumeist die zu Prüfenden, Tamino und Papageno, die in die erhabene und gefestigte Welt des Sarastro zu gelangen versuchen. Norbert Bellen arbeitet in dessen Welt mit Säulen, die das eher konservative, wenn auch nicht ganz statische Moment herauskehren. Zudem bedient er sich Projektionen, so beispielsweise bei der Feuer- und Wasserprobe. Die herrschaftliche Welt des mächtigen Sarastro wird auch durch die in schwarz-weiß gehaltene Kleidung, auf der die Symbole der Freimaurer unschwer zu erkennen sind, schön von der eher ideenreichen, fast träumerischen Welt auf der „anderen“ Seite abgegrenzt. Ein besonderer Clou Bellens, der auch für die Kostüme verantwortlich zeichnet, ist das extrem ausladend wirkende Kleid der Königin der Nacht; denn hinter dem farbig-durchsichtigen Schleier ist nicht zu erkennen, dass sie lediglich in einem Rock in der Mitte einer zeltartigen Anhäufung aus Stoff steht.

Die anfängliche Macht, die durch eben jenen Auftritt entsteht, lässt leider ziemlich schnell nach, und dass der Hölle Rache im Herzen von Martina Nawrath kocht, wäre durchaus mit mehr gesungener Inbrunst wünschenswert. Ihr Gegenpart, gegeben von Daniel Eggert, überzeugt als Sarastro durch eine Mischung aus Ausstrahlen von Macht und Empathie, die sich in jedem seiner Spielzüge erkennen lassen. Mit seinem mächtigen, doch weichen und klangschönen Bass ist er für diese sehr erwachsene Rolle absolut gemacht – selbst wenn einige sehr tiefe Töne nicht immer ganz sauber sind. Als Monostatos beeindruckt auch Jan Kristof Schliep, der einerseits die Schmeichelei, andererseits die Enttäuschung gekonnt umsetzt. Konstantinos Klironomos als Tamino besticht durch seine besonnene Ausstrahlung und einen klaren Tenor, mit dem er Pamina für sich gewinnen will. Es fehlt ihm etwas an Entschlossenheit und starkem Auftreten. Antonia Radneva als ebenjene Angebetete wird als schutzloses Mädchen dargestellt, das von einem starken Beschützer gerettet werden muss. Sie schwankt überzeugend zwischen tief empfundener Verzweiflung einerseits und hingebungsvoller Liebe andererseits, die sie mit innigem Sopran preisgibt. Großartig zeigt Peter Kubik den Papageno, jenen liebenswerten Aufschneider, der auch mal torkelnd zwischen den Welten schwankt und lieber irgendeine Alte nimmt, als gar kein Weibchen zu haben. Mit viel Witz und Esprit bewegt sich der quirlige Papageno über die Bühne und wird zu einem der Publikumslieblinge. Seine Papagena findet er in Julia Bachmann, deren schauspielerischer und gesanglicher Einsatz dem Stück geschuldet leider viel zu kurz sind.

Seitzer interpretiert das Werk mit einer lebendigen, transparenten Klanggestaltung, der bisweilen ein wenig „Biss“ fehlt. Achim Falkenhausen hat den Chor und Extrachor des Theaters für Niedersachsen zu großartigen Leistungen animiert. Während eines Glockenspiels werden die Diener Sarastros zu Marionetten, die die Gefangenschaft von Papageno und Pamina noch einmal verhindern. Eine urkomische Szene, die das Publikum mit viel Gelächter würdigt. Zuschauerinnen und Zuschauer sind absolut begeistert. Standing ovations und minutenlanges Klatschen zeigen, dass der Premierenauftakt in Hildesheim ein voller Erfolg ist.

Agnes Beckmann

Fotos: Jochen Quast