Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

ECHNATON
(Philip Glass)
14. Juni 2014
(Premiere am 6. Juni 2014)

Theater Heidelberg

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Vom Ende einer Vision

Privates Glück vernebelt manchmal den Blick für politische Notwendigkeiten. Ägypten, siehe Kleopatra, scheint dafür besonders anfällig. Zum Beispiel Echnaton. Gerade hat er eine monotheistische Religion gegründet, in der die Gottheit des Lichts als oberstes Wesen verehrt werden soll. Zudem steht ihm eine wunderschöne Frau zur Seite, in Berlin können wir sie noch heute als Nofretete bewundern, und wie es sich für einen Potentaten gehört, gründet er eine riesige Stadt. Doch Beharrungskräfte der geschmähten Alt-Priester und der Rückzug ins Private unter völliger Vernachlässigung staatlicher Interessen führen zu Volksaufstand und Militärputsch. Die Spuren Echnatons verwehen.

Das ist doch ein herrlicher Stoff für eine Oper. Philip Glass, Miterfinder der Minimal Music, hat ihn mit seinem 1984 in Stuttgart uraufgeführten Werk Echnaton zu Musik gemacht. In seiner Art kleinster Reibungen und rhythmischer Verschiebungen, aus denen unendliche Langeweile entstehen kann oder aber auch ein ungeheurer Sog. Dem Heidelberger Orchester ist dabei unter Anleitung von Dietger Holm erfreulicherweise Letzteres geglückt.

Der eigentliche Glücksfall ist Nanine Linning zu verdanken. Die Niederländerin hat die Tanzcompagnie in Heidelberg mit großem Erfolg als eigenständige Sparte reanimiert und ist eine große Ästhetin. Ihre Verzahnung der Sparten für diese Produktion gibt dem Stück eine bemerkenswerte Intensität, denn Musik korrespondiert mit der Choreographie, diese wiederum ist wunderbar eingebettet in die Szene aus Bühne und Kostümen, Lichtführung und Videoeinblendungen. Dazu ein Sprecher, der zauberische, auch melancholische Texte um Liebe und Geschichte assoziiert. Es entsteht eine suggestive Zusammenschau um Totenkult, statuarische Herrschaftsform, stilisierte Privatmomente und politische Symbolik. Das nimmt einen mit in eine ferne, vergangene Welt um Totenkult und Lichtanbetung, deren Faszination ungebrochen ist.

Nanine Linning fordert viel von ihren Tänzern und dem bestens disponierten Chor, den die neue Direktorin Anna Töller einstudiert. Im Dämmerlicht von Philipp Wiechert hat Marc Warning die Bühne mit fragilen Metall-Geometrien bestückt, die sich dekonstruieren und auch aufbauen lassen; die edlen Kostüme von Georg Meyer-Wiel sind von sicherem Geschmack, die Videos von Roger Muskee originell.

Die Hauptfiguren interpretieren der Counter Artem Krutko und Amélie Saadia, ihnen beigestellt künden Irida Herri als Königin Teje, Winfried Mikus als Hohepriester, Zachary Wilson als General Haremhab, Michael Zahn als Eje und der Chronist Dominik Breuer vom Anfang und Ende einer Vision.

Der Beifall des Publikums in der Zweitaufführung ist noch steigerungsfähig.

Eckhard Britsch

 



Fotos: Florian Merdes