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Fakten zur Aufführung 

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(Wolfgang Amadeus Mozart)
8. Juni 2014
(Premiere am 10. Mai 2014)

Theater Heidelberg

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Am Ende sind sie klüger

Eigentlich ganz schön zynisch und frivol, was dieser Don Alfonso anstellt. Denn die Treueschwüre junger Menschen zum Wettgegenstand zu machen, immerhin geht es um 100 Zechinen, grenzt schon an Amoral. So ist Mozarts Così durchaus doppelbödig zu verstehen, denn die Verwechslungskomödie mit beschwingtem Charme und frechem Witz geht über die unbeschwerte Farce hinaus. Gezeigt wird über die Blaupause wankelmütiger Herzen seelische Vielschichtigkeit, die den Protagonisten – werden sie ihrer gewahr – Einsichten schenkt: Vielleicht hilft Skepsis sogar zu einem tieferen Gefühl füreinander.

Die Heidelberger Produktion bekommt in der Inszenierung von Nadja Loschky im griffigen Bühnenraum von Nina von Essen sehr viel Appeal. Die Intriganten treten als reifes, erfahrenes Paar auf. Don Alfonso – Wilfried Staber mit kernig-ausdrucksvollem Bassfundament – zieht als Varieté-Direktor die Fäden mit dem Zauberstab. Vorhang auf, Vorhang zu, Überraschungen immer inbegriffen. Despina ist hier nicht mit einer Koloratursoubrette besetzt, sondern erhält als seine Gattin oder Liebhaberin durch den Spiel-Alt von Kammersängerin Carolyn Frank bemerkenswert stringentes Profil. Nichts von unbeschwertem Kammermädchen, aber alles von einer Frau, die das Leben kennt und die beiden Mädels vom Sockel ihrer Naivität herunterholen will.

Fiordiligi und Dorabella haben mit Irina Simmes und Marija Joković in Spiel, Aussehen, Jugendlichkeit und Stimme nahezu perfekte Interpreten. Simmes pflegt mit ihrem Sopran gelegentlich dramatisch schärfende Akzente, Joković leuchtet mit ihrem kultivierten, attraktiv timbrierten Mezzo viele Facetten dieser Figur aus. Sie wird als erste schwach, und das ganz offensichtlich lustvoll. Auch die gut aussehenden jungen Burschen Ferrando und Guglielmo halten mit: Namwon Huh hat eine schöne Tenorstimme im gut trainierten Körper, und Ipča Ramanović mit Al-dente-Bariton und zupackender Geste wird erst durch den Lauf der Dinge daran erinnert, dass das Leben manche Überraschung bereit hält.

Am Ende sind sie alle leicht desorientiert, doch die weißen Hochzeitskleider der Kostümbildnerin Violaine Thel erinnern sie daran, dass sie irgendwie doch in der ursprünglichen Konstellation beisammen bleiben wollen. Aber nie mehr unbefangen.

Kapellmeister Gad Kadosh macht mit den Heidelberger Philharmonikern ebenfalls gute Figur. Sein Dirigat gibt Mozarts hinreißender Musik Schwung und Linie; in der Sängerführung kann in Sachen Biegsamkeit noch ein wenig nachgearbeitet werden, und das Publikum ist hoch zufrieden.

Eckhard Britsch

 



Fotos: Florian Merdes