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Fakten zur Aufführung 

HEROES AND HEROINES
(Laurence Cummings)
21. Mai 2015
(Gala-Konzert)

Händel-Festspiele Göttingen,
Stadthalle


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Heroinen des Erhabenen

Das Programm der Händel-Festspiele widmet sich in diesem Jahr besonders den Frauen in der Musikgeschichte und fragt nach den Heldinnen der Operngeschichte. In einem Galakonzert geben die Barockkomponisten Händel, de La Guerre, Charpentier und Graun hierauf ihre musikalische Antwort.

In vielen Kompositionen des 18. Jahrhunderts spielen Frauen eine besondere Rolle. Häufig verkörpern sie das Jenseitige, das Erhabene, sind verführerisch oder machtbesessen wie etwa in Händels Opern Aggripina, Ariodante oder Xerxes.

Viele dieser Rollen hat Sarah Connolly bereits verkörpert und gesungen. Die 2012 in England mit dem Singer Award der Royal Philharmonic Society ausgezeichnete Mezzosopranistin ist Starsängerin eines Galakonzertes, einem der Höhepunkte des diesjährigen Händel-Festivals in Göttingen. In dem über zweistündigen Programm präsentieren Laurence Cummings mit dem Festspiel-Orchester Göttingen und Connolly ein Programm, das die Zuhörer einen Querschnitt durch die Opern- und Oratorienliteratur des Barocks erleben lässt und weitere Zeitgenossen Händels musikalisch vorstellt.

Mit einer leichtfüßigen, tanzähnlich beschwingten Ouvertüre beginnt Cummings am Cembalo und dem Dirigentenpult das umfangreiche Programm, und Connolly erfreut die Zuhörer mit der bekannten Arie Ombra mai fu aus der Oper Serse. Cummings nimmt in der Ouvertüre das Orchester stark zurück und bringt so die Holz-Traversflöten, typisch für das Barock, mit ihrem besonders weichen Klang zur Geltung. Auch Sarah Connolly bevorzugt über weite Strecken einen verhaltenen Vortrag und lässt nur selten ihre durchaus vorhandene mächtige Dynamik aufklingen wie beispielsweise in Charpentiers Quel prix de mon amour aus der Oper Medea. Mit kräftigen Jagdmotiven und einer fröhlichen Grundstimmung in der Sinfonie Mi Lusinga taucht mit Carl Heinrich Graun ein weiterer Zeitgenosse Händels im Programm auf.

Der zweite Teil des Abends ist ausschließlich Kompositionen von Händel gewidmet. Im leichten Menuettstil eröffnet eine Ouvertüre die zweite Hälfte, bevor Connolly mit viel Intensität das Va Tacito e nascoto erklingen lässt. Sabas Stimme Will the sun forget to streak aus dem Oratorium Solomon vermittelt im Lento eine getragene, traurige Stimmung, in der Connollys Stimme mit Flöte und Oboe ausgezeichnet zusammen klingen.

Im Schlusssatz Dopo notte aus der Oper Ariodante entfaltet die Sängerin noch einmal ihr ganzes Können und lässt die gesamte Breite Händelscher Musikfarben glänzen. Von weichen, gefühlvollen Passagen in tieferen Lagen bis hin zu leicht getupften, hohen Koloraturen zeigt sie die Vielfalt der Händelschen Kompositionen und bietet ein Paradestück dramatischen Ausdrucks. Was Connolly in ihrem gefühlvollen Gesang präsentiert, empfindet auch Maria Espada, eine der weiteren Heroinen des Festivals. “Handel´s music has an extraordinary energy and he is an incredible painter of emotions.” Dass Cummings diese musikalischen Farben durchweg in zarten Strichen spielt und weitgehend auf dramatische Orchesterakzente verzichtet, mag dem historischen Spielduktus zuzurechnen sein, den Cummings gern pflegt.

Das stört das Publikum offenbar wenig. Nach mehrfachem Zwischenapplaus bedankt es sich mit stürmischem Schlussapplaus für einen fulminanten Barockmusik-Abend und lässt Orchester und Solistin Connolly erst nach zwei Zugaben gehen – eine besondere Auszeichnung bei einem Klassikkonzert.

Horst Dichanz

 

Fotos: Anton Säckl, Peter Warren