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Fakten zur Aufführung 

MUSIK DER ROMANTIK
(Opern-Gala)
3. Oktober 2015
(Premiere)

Papageno – Musiktheater am Palmengarten

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Operndiva coacht Gesangstalent

Große Namen ziehen das Publikum an, der Nachwuchs brilliert. Zur Opern-Gala im Papageno-Musiktheater in Frankfurt funktioniert diese Idee. Operngrößen coachen den Sängernachwuchs, eröffnen ihm die Aussage hinter den Tönen und den Weg zum Ausdruck in der Darstellung. Die Ergebnisse fließen in außergewöhnliche Musiktheater-Inszenierungen oder werden im Rahmen einer Opern-Gala dargeboten. So geschehen am Tag der Einheit. Während Tausende am Mainufer unter großem Polizeiaufgebot Massenbespaßung goutieren, durchlebt ein kleiner illustrer Kreis aus jungen und älteren Zuhörern eine Berg- und Talfahrt romantischer Empfindsamkeit, nicht ohne giocoso und einem matt glänzenden Hauch Nostalgie. Auch das gehört untrennbar zu dieser Spielstätte.

Die Idee zum Abendprogramm hatte keine geringere als June Card. Die Kammersängerin zählt zu den aktiven Ehrenmitgliedern des Fördervereins des Papageno-Musiktheaters. Seit Jahren entwirft sie für diese außergewöhnliche Spielstätte in der Mainmetropole Konzepte und moderiert Konzerte, um dem Publikum nahezubringen, was meist nur in Fachlexika nachzulesen ist. Erhellendes zu Werk, Komponist, Szenen und Zusammenhängen. Auch zur Gala leitet sie durch das Programm.

In der Pause trifft eine Ur-Ur-Urenkelin Carl Maria von Webers Hans-Dieter Maienschein, Intendant des Papageno-Musiktheaters Frankfurt. Auch das gehört im Papageno dazu. Dass das Kammermusik-Ensemble ausgerechnet mit einem Auszug aus dem selten gespielten Abu Hassan von Weber auf den Gala-Abend einstimmt, freute die Weber-Enkelin, mehr noch die Zusammenstellung des Programms in einem Ambiente, das den Zuhörer unweigerlich und unmittelbar in das Geschehen einbezieht. Der zeltartige Kuppelbau, die Nähe zur Bühne, das souverän agierende Kammermusik-Ensemble mit Stany Anders an der Violine, mit der Cellistin Sabine Munkelt, dem Klarinettisten und Arrangeur Ingmar Sonnenmoser sowie Seung-Jo Cha, die mit berückender Souveränität vom Flügel aus begleitet und leitet, das alles eingebettet in eine Sternenhimmelatmosphäre in Anlehnung an Karl Friedrich Schinkels Palastbau, mit Leuchter und Sessel als sparsame Bühnenrequisiten suggerieren Wohnzimmerheimeligkeit eines ausgesprochenen Opernliebhabers mit einem reichen Fundus an Werken.

Entsprechend ist die Auswahl. Unter der Dachmarke Musik der Romantik erklingen Lieder und Opern-Arien jener Komponisten, die mit ihrer Musik unter die Haut fahren. Carl Loewe und Robert Schumann, Richard Wagner, Erich Wolfgang Korngold, Albert Lortzing, Carl Maria von Weber, Carl Orff, Otto Nicolai sowie Ludwig van Beethoven.

Kammersänger Hubert Bischof macht keinen Hehl daraus. Sein Alter lässt stimmlich nicht mehr zu, was ihm den Bühnenerfolg vor allem am Staatstheater Darmstadt einbrachte. Doch seine Darstellung an diesem Abend ist elektrisierend, wie man ihn kennt, seine Kondition bewundernswert. Zahlreiche Anhänger im Publikum danken mit lauten bravi-Rufen für seine Interpretation von Tom, der Reimer und Die Zeit ist um aus Wagners Holländer. Gail Gilmores Einstieg in die Partie der Ortrud in Wagners Lohengrin gelingt nur mit gestemmter Höhe, doch das ist schnell vergessen. Gilmores Ausstrahlung ist gewohnt und ungebrochen eindringlich magnetisierend, ihre Stimme samtig satt, geschmeidig, charakterisierend, schonungslos. In der Rolle der Antigonae von Carl Orff, in ihrer Wiesbadener Zeit eine ihrer großen Paraderollen, beweist sie absolute Bühnenpräsenz. Aus diesem Bann der Düsternis und Verzweiflung befreit Hans Christoph Begemann das Publikum mit Wolframs Lied an den Abendstern aus Wagners Tannhäuser. Abgedunkelt mattiert intoniert der Bariton weich fließend und mit allergrößter Seelenruhe, die auch in Schumanns Mondnacht anhält. Lange wirkte Begemann am Staatstheater in Darmstadt, feierte internationale Erfolge mit Rollen in zeitgenössischen Opern, mittlerweile unterrichtet er in Mainz und ist neben Bischof und Gilmore Ehrenmitglied des Papageno-Musiktheaters.

Nicht weniger bühnenpräsent erweisen sich die jungen Sänger. Fabienne Grüning verleiht mit volumenreicher Sopranstimme den Charakteren von Elsa und Agathe Profil, versäumt es jedoch, ihre dauerhafte Intonationstrübung zu korrigieren. Die Mezzosopranistin Cornelia Haslbauer meistert mit Verve ihre Partien und überzeugt durch Spielwitz. Mit spielerisch-perlender Leichtigkeit in der Höhe und traumwandlerischer Sicherheit tritt Anja Stader als Webers Ännchen und Nicolais Frau Fluth auf. Als klassisch lyrischer Tenor mit großer Tiefe und Weichheit erweist sich Martin Kellenbenz im Gebet des Rienzi. Der Bariton Andreas Kaun begeistert das Publikum mit einer spritzigen Baculus-Darstellung.

Christiane Franke

 



Fotos: Cornelius Malerczyk