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Fakten zur Aufführung 

FIDELIO
(Ludwig van Beethoven)
5. Mai 2015
(Premiere am 27. April 2015)

Opera di Firenze, Maggio Musicale


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Sieg der Helden vor und hinter der Bühne

Unprätentiös und schlicht, aber im Design überzeugend, präsentiert sich das neue Opernhaus der Kunstmetropole Florenz. Ihr musikalisches Herzstück ist das renommierte Festival Maggio Musicale, das dieses Jahr zum 78. Mal stattfindet. Opernaufführungen, Orchester- und Solistenkonzerte prägen das Programm. International bekannte Musiker wie Lang Lang, Grigory Sokolov, Valerie Gergiev oder Daniele Gatti wirken diese Jahr mit. Wieder einmal überschatteten Streiks die glanzvolle Eröffnung, aber nach intensiven Verhandlungen mit den Bühnenarbeitern konnten die letzten beiden Aufführungen von Ludwig van Beethovens Freiheitsepos Fidelio doch szenisch stattfinden. Zubin Metha, der in der Nähe von Florenz sein Zuhause gefunden hat, ist der musikalische Leiter. So auch beim Festival von Valencia, mit dem dadurch eine enge Zusammenarbeit besteht. Auch diese Produktion aus 2006 wurde von Valencia übernommen.

Der Florentiner Pier'Alli kommt ursprünglich von der Videokunst und vom Film, hat sich aber in den letzten Jahren als Opernregisseur von insbesondere zeitgenössischen Werken einen Namen gemacht. Für ihn entwickelt sich Beethovens Oper in zwei Ebenen. Zu Beginn steht die Fortführung der traditionellen italienischen Oper mit Verwechslung, Verkleidung, Intrige und Liebesspiel. Dann kommt der Wechsel in die metaphysische, psychologische Ebene im Untergrund, im Tunnel mit Florestans Hingabe an sein Schicksal und der theatralischen Erlösung durch sein Weib. Am Ende kehren wir zur freudigen Siegesfeier im traditionellen Stil zurück. So ist auch der Ablauf auf der Bühne. Spannend und überzeugend wird es nur in der Verwandlung zum Kerker. Mit musikalischer Untermauerung tritt der Betrachter, geführt von einer Videoinstallation, in die kosmische Tiefe. Er wird förmlich mitgezogen. Geschickt gewinnt der dunkle Raum an Große und Kälte. Am Ende triumphieren alle wieder unter leicht bewölktem Himmel wie in einem Gemälde eines holländischen Meisters des 17. Jahrhunderts. Ein technisch und stilistisch weiter Sprung. In der Personenregie überwiegt statischer Rampengesang, die Kostüme gestaltete Pier'Alli einfach, dunkel und historisch im 19 Jahrhundert beheimatet.

Stimmlich ist die Besetzung gut ausbalanciert. Den Titelheld spielt gekonnt, aber stimmlich in der Höhe forciert Ausrine Stundyte. Fein timbriert und sicher Burkhard Fritz als darbender Florestan. Manfred Hemm ist ein ehrlicher und wehrhafter, in die Jahre gekommener Rocco. Etwas hilflos mit der Regie und in der Stimme alt und zerbrechlich wirkt Eike Wilm Schulte als Gouverneur Don Fernando. Evgeny Nikitin ist da überzeugend als sein Gegenspieler Don Pizarro mit seiner gewaltigen Stimme. Reife und gelungene Darstellungen durch Anna Virovlansky als Marcellina und Karl Michael Ebner als Jacopo runden die Leistungen auf der Bühne ab.

Das musikalische Fundament setzt im Orchestergraben Zubin Metha mit viel Pathos und Gefühl für die Partitur. Er lässt klassische Dramatik und Heldenhaftigkeit zu, aber er öffnet auch romantische, vollmundige Orchestrierung und Interpretation. So wird seine Gestaltung der im zweiten Akt einbezogenen dritten Leonoren-Overtüre zur Zusammenfassung seiner Interpretation des Inhalts der Oper, und das Publikum spendet viel Beifall. So wird auch am Ende der geschätzte Maestro mit Bravi überschüttet. Das ist sicherlich auch ein Dank für seine Treue zum Festival und der Garantie für dessen Qualität.

Helmut Pitsch

Fotos: Opera di Firenze