Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

BROKEN LIGHTS
(Saburo Teshigawara)
12. September 2014
(Uraufführung)

Ruhrtriennale, Gebläsehalle Duisburg


Points of Honor                      

Musik

Tanz

Choreografie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Metamorphosen des menschlichen Körpers

Die Entwicklung von Saburo Teshigawara zum Choreografen verlief ungewöhnlich. Als bildender Künstler entfaltete sich seine Freude an der Gestaltung und Umgestaltung unterschiedlicher Materialien. Daraus erwuchs sein Interesse, auch den menschlichen Körper als „Rohmaterial“ zu verwenden und ihn wie Stein oder Metall zu nutzen. Er selbst schaffte es, seinen Körper wie „eine viskose Flüssigkeit von amorpher Qualität“ zu formen.

In seiner neuesten Arbeit, Broken Lights, die jetzt im Rahmen der Ruhrtriennale zur Uraufführung gebracht wurde, hält sich Teshigawara als Darsteller zwar wie eine schwarz gekleidete Eminenz mit zugeklebtem Mund im Hintergrund und überlässt die einstündige Performance einer der wichtigsten Mitarbeiterinnen seines Teams Karas, der Tänzerin Rihoko Sato; dennoch bleibt er seiner Ästhetik treu und unterwirft Raum, Material und Körper einer ständigen Metamorphose.

Den Raum bildet die schlauchförmige Anlage der Gebläsehalle des Duisburger Landschaftparks Nord, dessen schräg ansteigende Spielfläche mit Erde, Steinen und vor allem Glassplittern bedeckt ist. Dünne Glasscheiben sind an den Rändern gehortet, große Seitenborte dienen als Projektionsflächen. Teshigawara zerbricht im Laufe des Stücks mit theatralischer Anmut Dutzende der Glasscheiben. Die Kristalle bilden den Grundstoff für raffinierte Lichteffekte. Die Glassplitter führen zu sich ständig verändernden Lichtbrechungen, die teilweise faszinierende Reflexionen ergeben, die den gesamten Raum beeinflussen oder auch nur den Körper der Tänzerin, die in ihrem fleischfarbenen Body eine sublime Nacktheit andeutet.

Der stete Fluss der sich ändernden Beleuchtung wird ergänzt durch den ebenso wandlungsfähigen Bewegungsmodus von Rihoko Sato, die ihren Körper eine Stunde lang wie blumen- oder tierähnliche Wesen biegt und verbiegt, die die gesamte Gefühlskette des Menschen zum Ausdruck bringt und in den schönsten Passagen Momente von unwiderstehlicher Zärtlichkeit und Anmut vermittelt.

Akustisch garniert wird das Ganze mit dem klanglich verstärkten Glasbruch der zersplitternden Scheiben und einem musikalischen Mix aus Symphonik, elektronischem Sound und kuscheligen Gitarren-Klängen.

Eine Stunde, in der Körper, Material und die Wahrnehmung des Raums sich in meditativ langgezogenen Phasen ständig verändern. Wobei das Bewegungs-Vokabular der Choreografie ebenso wie die Lichteffekte freilich nicht unerschöpflich sind, so dass die Performance doch recht lang gerät. Zumindest in der Wahrnehmung manchen westeuropäischen Konsumenten.

Viel Beifall für einen sehr persönlichen und sehr zarten Beitrag zur Ruhrtriennale.

Pedro Obiera

Fotos:
Wonge Bergmann/Ruhrtriennale 2014