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Fakten zur Aufführung 

SANS OBJET
(Aurélien Bory/Compagnie 111)
23. September 2014
(Premiere)

Düsseldorf-Festival, Theaterzelt


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Inhaltsleer

Das Düsseldorf-Festival ist in vollem Gange, und das Schönste daran ist die Vielfalt der Angebote. Umso bedauerlicher ist das ungenügende Interesse der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt. So findet eine Veranstaltung, die sicher zu den Höhepunkten des Festivals gehören wird, eine „NRW-Premiere“, vor halbleeren Rängen statt.

Gewiss, der Titel hätte möglicherweise griffiger sein können. Sans Objet – Pas de trois für Roboter und Akrobaten klingt fremd, überkandidelt und – eben inhaltsleer. Dabei erwarten den Besucher 70 spannende, immer wieder überraschende und abwechslungsreiche Minuten. Aurélien Bory inszeniert mit seiner Compagnie 111 Aufführungen, die sich jedem Genre zu entziehen scheinen. Beim Düsseldorf-Festival also stellt er einen Roboter auf die Bühne des Theaterzeltes. Tristan Baudoin hat die einarmige, vielgelenkige, mit einem Saugfuß ausgestattete Säule programmiert und begeistert mit technischer Präzision. Dass der Saugfuß mitunter menschliche Gesichtszüge assoziiert, sorgt für Heiterkeit. Pierre Dequivre hat dazu eine raffinierte Bühne gebaut, auf der zunächst nicht viel mehr als ein Podest zu sehen ist, in dessen Mitte der Roboter unter eine Folie versteckt ist. Nach seiner „Entblätterung“ zeigt sich, dass der Boden des Podestes aus Einzelbrettern besteht, mit denen sich allerlei Verschiebungen anstellen lassen. Zwar lässt Arno Veyrat die Bühne häufig im Dämmerlicht, enthält aber das Geschehen nicht vor.

Bory stellt dem Roboter die beiden Akrobaten Olivier Alenda und Olivier Boyer in schwarzen Anzügen und weißen Hemden zur Seite. Faszinierend, wie zunächst scheinbar sinnlose Aktionen immer wieder in akrobatische Handlungen aufgelöst werden. Mit starren Gesichtern zeigen die Männer überraschende Bewegungsabläufe, während der Roboter zunehmend ein „(Eigen)leben“ entwickelt. So gelingt es Bory, einen – nicht funktionierenden – Dialog zwischen den dreien aufzubauen, der viel Staunen über das technisch Machbare hervorruft.

Joan Cambon hat dazu eine „Musik“ entwickelt, die neben sphärischen Klängen und Rauschen die Bewegungen des Roboters akustisch verstärkt.

Letztlich entsteht ein eindrucksvolles, aber, wie angekündigt, bedeutungsloses Spektakel, das die Zuschauerinnen und Zuschauer ob der professionellen Kunstfertigkeit zu Bravo-Rufen und Fußgetrampel hinreißt, bis das Zelt bebt.

Michael S. Zerban







Fotos: Aglaé Bory