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Fakten zur Aufführung 

DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN
(Emmerich Kálmán)
28. Dezember 2014
(Einmalige Aufführung)

Semperoper Dresden


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Silvestergala mit Hochglanz

Das letzte Mal, als Emmerich Kálmáns Operette Die Csárdásfürstin in der Dresdner Semperoper gespielt wurde – es war 1999 – gab es einen großen Skandal. Damals siedelte der kürzlich 70 Jahre alt gewordene Regisseur Peter Konwitschny das 1915 uraufgeführte Werk in seiner Entstehungszeit an. Er zeigte Kriegsgräuel, Schützengräben, verwundete Soldaten und einen kopflosen Offizier, der mit der Titelheldin tanzte. Die Aufführung wurde vorzeitig abgesetzt. Jetzt, 15 Jahre später und am Ende der Gedenkfeiern zur 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs, gibt es die Csárdásfürstin an gleicher Stelle wieder. Allerdings nicht szenisch, sondern als einmaliges, im Fernsehen zeitversetzt gesendetes Silvesterkonzert der Sächsischen Staatskapelle und mit einer medienkompatiblen Besetzung, die derzeit glamouröser kaum denkbar ist. Bei Kartenpreisen bis zu 220 Euro herrscht dementsprechend diesmal eitel Freude an Kálmáns mitreißender Operette mit ihren zahlreichen Ohrenwürmern und den Stars Anna Netrebko und Juan Diego Flórez sowie Christian Thielemann am Pult. Wenn man die der Übertragung geschuldeten Einschränkungen und Mätzchen außer Acht lässt – wie die Streichung der Dialoge und der Verzicht auf eine Pause wegen der limitierenden 90-minütigen Sendedauer – ist das musikalische Ergebnis, mal abgesehen von einigen wackligen Einsätzen, glänzend.

In Anwesenheit der Kálmántochter Yvonne zelebriert Thielemann mit seiner exquisit aufspielenden Staatskapelle eine Csárdásfürstin, wie man sie sich edler nicht vorstellen kann. Man hört große Romantik, rasante Rhythmen, süffigste Klangmischungen, manch bisher noch nie wahrgenommenes Instrumentendetail, und mitunter tönt es gar wie bei Richard Strauss. Dazu trägt der Dirigent die Sänger wie auf Händen. In ganz großer Form ist Anna Netrebko. Sicher, sie mimt durchweg die große Diva, und auch ihr Deutsch ist verbesserungsfähig. Aber wie sie singt! Glutvoll, feurig, mit einer in allen Lagen üppigen Stimmpracht, aber auch ausgekosteten Piano-Nuancen. Hinreißend! Für Juan Diego Flórez, den gefeierten Belcanto-Tenor, ist der Edwin die erste deutschsprachige Rolle. Seine Textdeutlichkeit ist erstaunlich, die vokale Gestaltung dieser gestandenen Operettenpartie von verführerischer Eleganz. Schönster Beweis ist das, wegen einer im Original fehlenden Soloarie Edwins, eingefügte Tangolied aus Kálmáns Das Veilchen von Montmartre, das Flórez mit einschmeichelnder Finesse und betörendem Schmelz vorträgt. Hinter den beiden Stars brauchen sich Christina Landshamer und Sebastian Wartig nicht zu verstecken. Beide überzeugen durch kultivierten, lyrischen Gesang, und die Sopranistin verzichtet dankenswerterweise ganz auf soubrettenhaftes Gezwitscher. Einzig Pavol Breslik, sonst vokal unwiderstehlich, serviert seine Mädis vom Chantant zurückhaltender als erwartet.

Das festlich gestimmte Publikum ist enthusiasmiert. Der peinlichen Aufforderung des Fernsehredakteurs vor Beginn, ja ausreichend zu applaudieren und das Klatschen auch noch zu üben, hätte es gar nicht bedurft. Allerdings auch nicht der im Programmheft abgedruckten Information über das soziale Engagement von Anna Netrebko. Hingewiesen wird nämlich nur auf ihre Unterstützung von Kinderprojekten, nicht aber auf ihre umstrittene Spende für das Opernhaus von Donezk.

Karin Coper

 



Fotos: Matthias Creutziger