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Fakten zur Aufführung 

100 JAHRE ALPENSYMPHONIE
(Richard Strauss)
21. Oktober 2015
(Einmaliges Galakonzert)

Semperoper Dresden


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Hinauf zu den Wolken

Die Semperoper huldigt ihrem Hausgott und feiert wiederum ihre Richard-Strauss-Tage. Der Komponist wirkte mehrere Jahre in Dresden, und viele seiner Werke wurden hier uraufgeführt oder erlangten ihren Durchbruch. Diese Verbundenheit nutzt Dresden, um mit Richard Strauss eine herausragende Position als Aufführungsstätte seiner Werke im umkämpften Festspiel- und Opernbetrieb zu besetzen. Eindrucksvoll gelingt das mit dem Galakonzert zur 100-Jahr-Feier der Entstehung der Alpensymphonie, dem zentralen symphonischen Monumentalwerk des Komponisten. Das Werk ist der Staatskapelle Dresden für ihre Treue und Verbundenheit gewidmet. Der Förderung des 1914 verstorbenem Kapell-Chef Ernst von Schuch hat Richard Strauss viel zu verdanken. Erst kürzlich gelang es auch, die Originalpartitur und Notenwerke dieses Opus wiederzufinden, die jahrelang als verschollen galten.

Christian Thielemann gilt derzeit als der große Richard-Strauss-Dirigent und bestätigt das mit einer weiter verfeinerten Interpretation des Werkes. Akribisch werden die Instrumentengruppen zerlegt, Klangfarben geschärft und in unterdrückter Lautstärke zusammengeführt. Gewitter und Sturm tosen nicht polternd lautstark über die Alpengipfel, sondern steigen wie unberührbare Wolken die Berghänge hinauf und lösen sich über schroffen Kämmen dann am Gipfel auf. Feine Naturstimmungen treffen den verträumt wirkenden Alpenmenschen, der flott die Natur durchwandert und am Ende gefühlt eins wird mit der Natur. Lange hält der Maestro inne und lässt die Naturstimmung nachwirken, bevor sich ein tosender Begeisterungsturm des Publikums loslegt. Viel wurde im ausverkauften Haus geklatscht an diesem Abend.

Vor der Pause gibt es stehende Ovationen für den 92-jährigen, aber noch immer aufgeweckt wirkenden Menahem Pressler für seine anmutige und leichtfüßige Interpretation des letzten Klavierkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart KV 595. Mit bewusst langsamem Tempo schafft es der Routinier aber durch ausdrucksvolle Verzögerung, langgezogene Läufe mit Spannung anzureichern und sinnliche Lebhaftigkeit zu erreichen. Völlig ungeniert und charmant verdeckt, zwingt er da auch den GMD Christian Thielemann zu Mäßigung und konzentriertem Zusammenspiel. Sichtlich gerührt nimmt er, auf seinen Stock im Arm des Generalmusikdirektors die Huldigung entgegen.

Und es gibt noch einen Anlass zur Freude. Nach jahrelanger Recherche und Bauzeit konnte der neue Bühnenaufbau für die symphonischen Konzerte, der den ursprünglichen Entwürfen des Architekten Gottfried Semper entspricht, eingeweiht werden. Nun gibt es ein prachtvolles gelungenes Ensemble, der Zuschauerraum setzt sich wie aus einem Guss auf der Bühne fort und ein wahrhafter Konzertsaal entsteht, der auch akustisch einwandfrei ist.

Helmut Pitsch

 



Fotos: Matthias Creutziger