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Fakten zur Aufführung 

PIRATEN FLUCHEN NICHT
(Johann Casimir Eule,
Wiebke Hetmanek)
20. September 2015
(Premiere)

Theater Dortmund


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Der Fluch des Klabautermanns

Welcher ist der goldene Weg, um Kinder und junge Menschen behutsam an die Oper heranzuführen? Ist es das kleine, intime Theater mit direkter Tuchfühlung zu den Sängern, wie es die Kölner Kinderoper pflegt? Oder die aufwändige „Grand Opéra“ mit großem Orchester, Chor und technischem Bühnenzauber, wie sie die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg bevorzugt? Die Dortmunder Kinderoper beschreitet beide Wege. Im Mai noch verzauberte sie die jungen Besucher in einer Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein mit Marius Felix Langes Märchenoper Das Mädchen, das nicht schlafen wollte und setzte dafür ihren vollen künstlerischen und technischen Apparat ein. Eine Konstellation, die im Mai des kommenden Jahres mit Jörn Arneckes Familienoper Ronja Räubertochter – ab acht Jahren – fortgesetzt wird.

Derzeit ist eine kleinere Produktion für noch kleinere Kinder ab etwa fünf Jahren im gemütlichen Container der Jungen Oper zu sehen, bei der man mit der Folkwang Universität und der Kölner Musikhochschule kooperiert. Piraten fluchen nicht, das einstündige Stück nach Motiven von Rossinis Oper Die Italienerin in Algier kommt mit fünf Instrumentalisten und fünf Vokalsolisten aus. Auf den Chor wird verzichtet und trotz der bescheidenen Ausstattung wird nicht mit Blitz- und Donnereffekten gespart, wenn die schöne Isabella auf der Suche nach ihrem Lindoro in Seenot gerät.

Die Dramaturgen Johann Casimir Eule und Wiebke Hetmanek haben Rossinis Harems-Buffa auf das Schiff des Piraten Funny Bone verlagert. Verwendet werden Ausschnitte aus der Rossini-Oper in geschickten Bearbeitungen von Askan Geisler für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier. Die Handlung in kurzen Worten: Seit 500 Jahren müssen die Verwandten des Piratenkönigs mit dem Fluch leben, ständig „fluchen zu müssen“. Dabei wäre Funny Bone so gern ein nobler Gentleman. Auf seinem Schiff arbeitet Lindoro als Plankenputzer und die aus Seenot gerettete Isabella schmiedet mit ihrem Diener Taddeo den Plan, ihren Geliebten zu befreien, indem sie den Kapitän vom Fluch befreit und zu einem Edelmann stylt. Bei der ersten Gelegenheit ergreifen sie die Flucht. Und Funny Bone ist mittlerweile so geläutert, dass ihm nicht ein einmal ein noch so kleiner Fluch über die Lippen kommt.

Gespielt wird auf einer putzigen Schiffskulisse mit vielen Rettungsringen und einer Rutsche, die zwei Ebenen verbindet. Für die Bühne ist Vera Koch verantwortlich. Die Darsteller nutzen darüber hinaus immer wieder den Zuschauerraum und binden die Besucher in das Spiel ein. Ob als Landratten oder als Heulbojen: Es gehört zu den Meriten der schlichten und munteren Inszenierung des Genre-kundigen Regisseurs Ronny Jakubaschk, die Kinder aktiv in das Geschehen einzubeziehen. Allerdings ließen sich die interaktiven Möglichkeiten noch ausweiten.

Gesungen wird auf gutem, angesichts des blutjungen Alters der Darsteller freilich noch nicht ausgereiftem Niveau, so dass im Augenblick die Spielfreude die musikalische Klasse noch überflügelt. Das ändert nichts daran, dass etwa Xiaoke Hu als Lindoro, Boshana Milkov als Isabella und vor allem Marvin Zobel als Taddeo ihre Aufgaben auch vokal gut lösen.

Insgesamt eine amüsante, knapp einstündige Produktion, die auch kleinere Kinder ab fünf Jahren interessieren könnte.

Pedro Obiera

 

Fotos: Oper Dortmund