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Fakten zur Aufführung 

DAS MÄDCHEN, DAS NICHT
SCHLAFEN WOLLTE

(Marius Felix Lange)
31. Mai 2015
(Premiere)

Theater Dortmund


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Bühnenzauber aus dem Bilderbuch

Es ist selten, dass die Bühnen- und Kostümbildnerin zuerst genannt wird. Aber was Tatjana Ivschina seit Jahren an Fantasie und Aufwand in die vorbildlichen Produktionen der Kinderoper an der Deutschen Oper am Rhein investiert, gehört zum Faszinierendsten, was weit und breit zu sehen ist. Zumindest, wenn man die Opernbühne als magischen Ort sieht. Und das sollte sie sein, wenn man Kinder nachhaltig ins Theater locken will.

In der vor einem Jahr in Duisburg uraufgeführten Auftragsoper von Marius Felix Lange, Das Mädchen, das nicht schlafen wollte, übertrifft sie sich selbst. Konzipiert als Koproduktion mit der Oper Dortmund und dem Theater Bonn, ist das Stück in der munteren Inszenierung von Johannes Schmid ab jetzt auch in der westfälischen Metropole zu sehen. Und die Premiere verzaubert die jungen Besucher nicht weniger als die in Duisburg und später auch Düsseldorf. Kein Mucks war während der immerhin anderthalbstündigen, pausenlos abschnurrenden Vorstellung zu hören. Die Produktion bietet das, was ein Kinder- und Jugendtheater leisten sollte, ohne am falschen Ende zu sparen: Theaterzauber mit üppig besetztem Orchester, Statisterie, Ballett und Chor, vorzügliche Sänger des Ensembles, aufwändige Bühnenbilder und Kostüme in opulentem Farbenrausch, rotierende Dreh- und Hubbühnen, faszinierende Licht- und Sound-Effekte sowie viel Bewegung und ebenso viel Anmut. Jeder legt sich hier mächtig ins Zeug, wenn es darum geht, junge, zum Teil sehr junge Menschen für das Theater zu begeistern.

Gezeigt wird eine hintergründige Geschichte von zarter Poesie und feinem Humor ohne plakativen Klamauk und verkrampft naive Betulichkeit in Bildern von bestrickender Vielfalt und liebevoller Detailarbeit. Unter der musikalischen Leitung von Philipp Armbruster, eingehüllt in ein Klangbad von filmreifer Schönheit, angereichert mit einigen dissonanten Akzenten: musikalisch insgesamt eine gelungene Gratwanderung zwischen romantischer Traumwelt und harter Realität. Sängerdienlich noch dazu, so dass sich Julia Amos als Lena und Gerardo Garciacano als Leander oder Antje Bitterlich als koloraturgewandte Vogelprinzessin Alba prächtig entfalten können. Etwas schütter klingt dagegen der Mond von John Zuckerman, furchteinflößend der Bass des Totengräbers Karl-Heinz Lehner.

Die Handlung ist ebenso einfach wie verwickelt: „Die Vögel legen sich hin und schlafen. Dann kommt eine Prinzessin und küsst sie, danach sind sie wach und zwitschern.“ Im Traum glaubt Lena der Erzählung ihres Freundes Leander, als sie einem leblosen Vogel begegnen, nur teilweise. Aus Angst davor, nicht mehr aufwachen zu können, beschließt das Mädchen, von nun an nicht mehr schlafen zu wollen. Die Eltern und die Dorfgemeinschaft sorgen sich um das Mädchen, bezichtigen Leander der Hexerei, so dass das junge Paar aus dem Dorf flieht und viele wundersame Abenteuer bestehen muss. Ein Kuss Leanders erlöst Lena von ihrem Bann. Allerdings scheint es, als wollte sie jetzt nicht mehr aufwachen, bis sie der Mond mit dem Duft seines Mondkuchens erweckt. Das Paar findet zueinander und der „entschlafene“ Vogel erhebt sich in die Lüfte der Freiheit.

Begeisterter Beifall für alle Beteiligten. Dass nicht alle Reihen des sehr großen Dortmunder Opernhauses gefüllt waren, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Besuch quantitativ recht stattlich ausgefallen ist. Bedauerlich, dass kein attraktives Programmheft wie an der Rheinoper zur Verfügung steht, sondern lediglich ein dürrer Besetzungszettel. Zur Nachbereitung und als Erinnerungsstück sind gerade in der Kinderoper bunte Programme unverzichtbar.

Pedro Obiera

 

Fotos: Thomas Jauk