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Fakten zur Aufführung 

LADY MACBETH VON MZENSK
(Dmitri Schostakowitsch)
29. Mai 2014
(Premiere am 29. März 2014)

Anhaltisches Theater Dessau


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Gewagte Balance zwischen Klamauk und Dramatik

Das gegen den Sparwahn und Bürokratie kämpfende Anhaltische Theater eröffnet sein Elbmusikfest mit Dmitri Shostakovitchs sozialkritischem Frühwerk Lady Macbeth von Mzensk in einer historisierenden, stilisierten Inszenierung von Hinrich Horstkotte.

Die Geschichte der Oper basiert auf einer wahren Begebenheit, einem Kriminalfall, der das zaristische Russland beschäftigte. Shostakovitch nimmt Partei für die Beschuldigte Katerina Ismailova, die ihr Glück in einer verkrusteten, absolutistischen, von Männern dominierten Gesellschaft sucht. Er bezeichnete seine Oper treffend als eine Tragödien-Satire.

Das scheint der Regisseur der Dessauer Inszenierung, Hinrich Horstkotte, sehr ernst zu nehmen. Er ist auch für Bühne und Kostüme verantwortlich. Die Bühne lässt er weitgehend leer und arbeitet mit Lichteffekten, um seine Aussage eindringlicher zu machen. Die Kostüme entsprechen originalgetreu der Zeit um 1860. Er greift die verschiedenen vom Komponisten bewusst über- oder kritisch gezeichneten Charaktere heraus und bettet sie ebenso kabarett- oder karikaturhaft unterhaltsam komisch in die Handlung ein. So wird die russische Polizei zur chaotischen, inkompetenten Tölpelriege verunglimpft oder der Pope als dümmlicher Lustmolch gezeichnet. Das entspannt die ergreifende dramatische Handlung, und das Publikum nimmt freudig diese Passagen auf. Trotzdem bleibt das Lachen im Halse stecken. Dank des frisch und konzentriert aufspielenden Orchesters unter seinem GMD Antony Hermus und der Solisten gerät der Abend packend spannend und zerfällt nicht. Antony Hermus' Dirigat ist durchdacht, gestaltet harmonische Steigerungen in den Crescendi, ohne den Raum mit spätromantischen Klangergüssen zu überfluten.

So bleibt den Sängern ausreichend Platz, ihre Rollen stimmlich und darstellerisch auszugestalten. Das gelingt am besten dem Dessauer Ensemblemitglied Iordanka Derilova als Ekaterina Ismailova. Ist sie zu Beginn die schüchterne gequälte, leidende Ehefrau, mausert sie sich zum männermordenden Vamp im weißen, bodenlangen Pelz. Ihre Sprachkenntnis hilft ihr auch im Gesang sehr überzeugend und ausdruckstark, diese Wandlung in der Klangfärbung und im Volumen umzusetzen. Nur Ihr verbitterter herrschsüchtiger Schwiegervater Boris Timofejewitsch Ismailov in der Interpretation von Ulf Paulsen vermag hier auf der Bühne stimmlich und schauspielerisch mitzuhalten. Alexander Dubnov vermittelt die Rolle des folgsamen Sohnes und glücklosen Ehemannes farblos und ausdruckslos. Den frivolen lässigen Herzensbrecher und Eroberer Sergej gibt Robert Kuenzli in den stimmlichen Anforderungen ohne Raffinement und bleibt im Spiel hölzern.

Insbesondere sind die Leistungen des Chores hervorzuheben, der gut vorbereitet und einstudiert maßgeblich am Erfolg des Abends beteiligt ist. Mit viel Spielfreude bringen die Choristen russisches Landleben und gruppendynamische Verhaltensstudien auf die Bühne. Am Ende gibt es langanhaltenden Applaus vom hingerissenen Publikum.

Helmut Pitsch

Fotos: Claudia Heysel