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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
25. August 2014
(Premiere am 17. Juli 2013)

Seebühne Bregenz


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Wasserprobe vor und auf der Seebühne

Die Bregenzer Festspiele locken mit monumentalen Open-Air-Opernaufführungen auf der Seebühne jährlich tausende von Besuchern. Bei sommerlichen Temperaturen sollen hier Naturstimmungen bei Einbruch der Nacht das musikalische und optische Spektakel am Seeufer begleiten. Technisch perfekt ist sowohl die Gestaltung der Inszenierungen als auch die musikalische Wiedergabe. Die diesjährige Wiederaufnahme der Zauberflöte ist eine beeindruckende, herrlich bunte und phantasievolle Inszenierung, ein Abschiedsgeschenk des langjährigen künstlerischen Leiters David Pountney, der die Festspiele geprägt hat. Mit einem Feuerwerk wird im Anschluss an die Aufführung zum Ende seiner letzten Festspielsaison bunt und lautstark – so wie er es selbst immer gemacht hat – gedankt.

Pountney und sein Bühnenbildner schaffen eine großartige Märchenwelt. Es gibt wilde Riesenschlangen, die dem Prinzen aufspüren, langbeinige, prähistorischen Laufvögeln nachempfundene Reittiere für die drei Damen, überdimensionale Hunde, die über das Geschehen wachen, und viele wilde Akrobaten, die für das Gute und Böse kämpfen. Nur, wo sind die Fronten? In dieser Inszenierung ist Sarastro einmal nicht der Inbegriff des reinen Guten. Auch er unterliegt dem Machtanspruch und für diesen kämpft er. Seine Hallen erscheinen auch nicht imposant oder allzu heilig. Mehr ein heidnisches Altarbild zur Opferung und Kriegsführung. So bleibt die Liebe und das Gute bei dem jungen, edlen Liebespaar Pamina und Tamino. Die beiden trotzen allen Gefahren, auch dem Dauerregen. Der Stuttgarter Tenor Rainer Trost tritt auf allen großen Bühnen als Mozartsänger auf. Er kommt mit der besonderen Gegebenheit von Bregenz gut zurecht. Sein Tamino ist klar, fehlerfrei und schnörkellos. Er begibt sich nicht in große emotionale Verzierungen, sondern konzentriert sich auf den Gesang, so bleibt sein Spiel auf der Bühne eher statisch. Anja Nina Bahrmann bleibt die naive Alice im Wunderland und sucht auf der großen Bühne ihren Platz. Ihrer Stimme fehlt die Mozartfarbe und feine Phrasierung. Kraft und Koloraturfeuer versprüht Laura Claycomb als Königin der Nacht. Ihre Rolle ist gerade bei Open-Air-Aufführungen gern effekthaschend überinszeniert. Im Glitzerkostüm sitzt sie hier in der Mitte einer Ufo-artigen Drehscheibe. Bei Bedarf wird sie auch per Hydraulik drohend in die Höhe katapultiert. Mit giftiger, dämonischer Couleur schmettert die Texanerin frech ihr Gift über alle Köpfe hinweg und erfüllt ihre Wirkung. Albert Pesendorfer bleibt als ihr Gegenspieler ein farbloser Sarastro mit wenig Ausdruckskraft. Monostatos wird in der Inszenierung als sehr dümmlich gezeichnet, und Martin Koch kann in der Rolle auch nicht entgegenwirken. Viele Lacher und Sympathien dagegen schafft Markus Brück als Papageno. Souverän und sicher bringt er seine Gags, als würde es die Situation gerade kreieren. Auch in der letzten Aufführung wirkt er nicht abgespielt, sondern erobert und kämpft mit viel Inbrunst um seine Papagena, hier Hanna Herfurter.

Die Wiener Symphoniker, das Hausorchester der Bregenzer Festspiele, spielen unter der Leitung von Hartmut Keil einen vollmundigen, aber sehr lebendigen Mozart, der viele Emotionen darstellt, Spannung erzeugt und auch bei den vielen Effekten und bunten Bildern im Mittelpunkt bleibt.

Viel Rauch und Feuer, kletternde und kämpfende Krieger, in luftigen Höhen agierende Darsteller, ins Wasser gehende Doubles, eine aus dem Ei schlüpfende Papagena und vieles mehr wird zur Unterhaltung aufgeboten. Der diesjährige Dauerregen setzt gleich nach Beginn der Vorstellung ein, aber die perfekt vorbereiteten Festspiele laufen weiter, und der gebannte Zuschauer bleibt eingehüllt in seinen Poncho regungslos sitzen. Das Konzept und die Umsetzung stimmen, und 7000 Besucherinnen und Besucher harren aus und klatschen am Ende begeistert, durchnässt bis auf die Haut. Eine trockene Unterhose wünscht sich Papageno während der Aufführung. Da hat er sicher vielen aus dem Herzen gesprochen.

Mit Spannung darf man die Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Turandot durch Marco Arturo Marelli im nächsten Jahr erwarten. Die zweite Premiere des kommenden Jahres wird die Inszenierung von Hoffmanns Erzählungen von Jaques Offenbach durch Stefan Herheim im Festspielhaus sein.

Helmut Pitsch

Fotos: Karl Forster