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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
11. Juli 2015
(Premiere)

Neuköllner Oper Berlin


Points of Honor                      

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Die luftige Zauberflöte

Es muss nicht immer großes Ausstattungstheater sein, um zu überzeugen. Die Gruppe von nur sechs jungen Schauspielern mit sehr ausgeprägten spielerischen Talenten zeigt das in der 70-minütigen, mit rasantem Tempo gespielten Aufführung von Mozarts Zauberflöte. Ein echtes Singspiel, wie es der Komponist selber bezeichnet hat.

Kein einziges Instrument – außer der menschlichen Stimme – kommt hier zum Einsatz. Mit einer Mischung aus A-Cappella-Sprechgesang, Tanz und Akrobatik wird die Essenz von Mozarts Botschaft klar gemacht: Es ist die Musik, die allen Charakteren die Kraft gibt, die Prüfungen des Lebens zu überstehen.

Die in Barcelona gegründete Gruppe Dei Furbi wird seit 2002 von der Regisseurin Gemma Beltran geführt. Sie zeichnet auch für die gelungene und originelle Dramaturgie der Produktion verantwortlich, die sich eher als lyrisches und poetisches, ja, träumerisches Werk zeigt, näher am theatralischen Geist von „commedia del arte“ denn als große Oper. Das hier nur Spanisch gesprochen oder gesungen wird, ist nebensächlich – deutsche Übertitel schaffen Klarheit, bis hin zu den Angaben, wo man sich gerade im Geschehen befindet. Auch diese Kommentare tragen zur Komik bei. Vielleicht erweist es sich als hilfreich, wenn man schon mit einer konventionellen Fassung des Werkes vertraut ist, das ist aber keine Voraussetzung.

Die Ausstattung ist denkbar einfach, ja fast nicht existent. Die Bühne schwarz und leer, ein Schrank wird hineingerollt, wird als Eingang respektive Ausgang genutzt; ein bühnenspannendes Seil, an dem eine Gardine mit gebogener Stangenverstärkung am Saum hängt und als Trennwand, Gefängnis und großes Tor dient, beispielsweise für die feierlichen Auftritte der Königin der Nacht oder Sarastro. Die Kostüme sind da etwas aufwändiger:  Am Anfang sind es nur einheitliche weiße Schutzanzüge, die dann abgestreift werden, wenn die Traumwelt der Geschichte der Zauberflöte betreten wird. Tamino und Pamina bleiben in einfachen, romantischen weißen Roben.  Wallende schwarze Capes für Sarastro und seine Priester erinnern eher an Dolch-und-Degen-Bilder. Papageno in einem legeren Ledereinteiler und Papagena in balinesischer Maske sowie die drei Knaben in mozartschen Perücken und Rüschen wirken da schon eher exotisch. Für den Austattungskomplex zeichen Ramon Ivars, Oscar Merino, Gemma Beltran, Elisa Echegaray und Maria Albadalejo verantwortlich.

Die sechs Künstler brillieren durchweg mit einem großen Sinn für Chorarbeit und Theatralik, wenn nicht unbedingt mit operatischen Spitzenleistungen. Sie sind alle in erster Linie im Programm als Schauspieler gelistet: Toni Vinyals als Tamino und Anna Herebia als Pamina geben ein schönes Paar. Joana Estebanell gibt die Königin der Nacht und auch die Papagena mit Überzeugung. Marc Pujol ist ein sympathischer Papageno voller Humor, und Robert Gonzalez bietet einen beunruhigenden Sarastro. Dem Monostatos von Marc Vilavella wird eine tragende Rolle zugewiesen. Außer Tamino und Pamina treten alle in multiplen Rollen auf. So sind die drei Damen hier nur zwei Damen und ein Herr – und jeder lüstert nach dem schönen, ohnmächtigen Prinzen.

Die musikalische Leitung hat David Costa und die Arrangements stammen von Paco Viciana. Beide allerdings im off, sie treten überhaupt nicht auf.

Das Publikum hat diese wirklich sehr amüsanten 70 Minuten mit tosendem Beifall goutiert – absolut zu Recht. Das Gastspiel ist noch bis 2. August in der Neuköllner Oper in Berlin zu erleben.

Es ist sehr zu hoffen, dass die Neuköllner Oper auch die Trilogie Mozart dieser Gruppe nach Berlin bringen wird:  die drei DaPonte-Opern in 90 Minuten a cappella – darauf darf man sehr gespannt sein.

Zenaida des Aubris

 

Fotos: WaveCap