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Fakten zur Aufführung 

VALENTINA
(Arturs Maskats)
19. Mai 2015
(Premiere)

Deutsche Oper Berlin


Points of Honor                      

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Wahre Geschichte

Lettland hat im Januar 2015 für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernommen, es ist das erste Mal in der Geschichte des baltischen Staates. Das will gefeiert werden, und als einer der Höhepunkte gastiert die Lettische Nationaloper einmalig in der Deutschen Oper Berlin. Die Außenminister Steinmeier und Rinkēvičs als Schirmherren der Veranstaltung sind anwesend und beschwören in ihren Reden die heutige Verbundenheit der beiden Länder.

Anwesend ist aber auch – und das gibt dem Abend eine bewegende Note – die 92-jährige Valentīna Freimane, auf deren Biografie die präsentierte Oper Valentina von Arturs Maskats zurückgeht, die im Dezember 2014 ihre Uraufführung erlebte. Die aus einer jüdischen Familie stammende Lettin schildert in ihrem Buch Adieu Atlantis! eindrücklich ihr Leben in Riga vor und während des zweiten Weltkriegs: Von ihrer unbeschwerten Jugend und der Heirat mit einem russischen Zahnarzt, dem Beginn der Ressentiments gegenüber den Juden, dem Abtransport ihrer Eltern ins Ghetto nach dem deutschen Einmarsch und wie sie nach der Ermordung ihres Ehemanns bei einem Regimegegner untertauchte und dadurch als einzige der Familie den Krieg überlebte.

Aus diesen Ereignissen macht Viestur Kairish in seiner Inszenierung, unterstützt von der historisch getreuen Bühnenausstattung und den Kostümen von Ieva Jurjāne, großes, bildkräftiges Kino. Die an der Seite aufgestellten Kameras zeigen diesen Bezug, verweisen aber auch auf den späteren Beruf von Freimane, die als Filmwissenschaftlerin eine akademische Karriere einschlug.

Nach Filmmusik klingt auch die Komposition von Arturs Maskats. Sie illustriert mit Unterhaltungstänzen und jüdischer Folklore, schwelgt in ausgesprochenem Wohlklang und enthält sogar eine sich im Gedächtnis einprägende Melodie: die Freiheitshymne auf die Stadt Riga am Ende des ersten Aktes.

Das vom Dirigenten Modestas Pitrenas mit Emphase geleitete Ensemble der Lettischen Oper zeigt sich von seiner besten Seite. Mit dabei ist die international bekannte Sopranistin Inga Kalna, die der Titelpartie vokal großes Format gibt. Doch abgesehen von den vielen sehr guten Solisten hinterlässt der vollmundig tönende Chor der Lettischen Nationaloper und der umfangreich geforderte, auffallend rein intonierende Knaben- und Mädchenchor der Rigaer Dom-Chorschule einen besonders starken Eindruck.

Das festlich gestimmte Publikum in der gut gefüllten Deutschen Oper nimmt Valentina mit großem Wohlwollen auf.

Karin Coper

 



Fotos: Martins Ratniks