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Fakten zur Aufführung 

HAMMERFRAUEN
(Benedikt Eichhorn)
16. August 2015
(Premiere am 16. Juli 2015)

Die Wühlmäuse, Berlin


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Sekt, Werkzeug und Gesang

Das Kabarett-Theater Die Wühlmäuse verschreibt sich normalerweise der Kleinkunst. Doch im Sommer, nunmehr zum dritten Mal, will es das Publikum mit Größerem locken. Genauer mit Musicals, deren Themen jeden etwas angehen: In Heisse Zeiten 2012 waren es die Wechseljahre, in Mann über Bord 2014 Männerkrisen und aktuell ist es das gängige Vorurteil, dass Frauen und Handwerken nicht zusammen passen. Das Musical Hammerfrauen will damit aufräumen.

Julia und Mark stecken mitten in Hochzeitsvorbereitungen. Leben will das Paar in einer sanierungsbedürftigen Mühle, die in Eigenregie wohnbar gemacht werden soll. So die Vorstellung von Mark. Deshalb schenkt er Julia einen Handwerkerkurs für Frauen, ohne zu ahnen, dass sie solche Arbeiten hasst. Beim Kurs in einem Baumarkt trifft sie auf ein Damentrio unterschiedlichster Prägung, das der verunsicherten Julia bei der Entscheidung für oder gegen die Ehe helfen will. Nach viel Sektgenuss werden kurzerhand die beiden Angestellten gekidnappt und die Nacht dort zur Selbstfindung benutzt. Am Ende weiß jede ein bisschen mehr, was sie will, ein Paar hat sich gefunden und Julia sich mit Mark ausgesöhnt.    

Verantwortlich für das Stück sind die Texter Robert Löhr und Michael Frowin sowie der Komponist Benedikt Eichhorn, drei Künstler, die sich in Berlins Kabarettszene einen guten Namen gemacht haben. Doch statt einer pointierten, witzigen Vorlage, die bei diesem Trio zu erwarten gewesen wäre, steht die Show über weite Strecken wie unter Dauerstrom. Laute, derbe Gags am laufenden Band, viel Klamauk und ständige Aktion, dazwischen kaum Ruhepausen. Und muss es wirklich eine völlig überzogene, billige Karikatur eines türkischen Kunden sein?

Auf der kleinen Bühne, die Esther Bätschmann frappierend realistisch in das Interieur eines Baumarkts mit Regalen und viel Zubehör verwandelt hat, sorgt Regisseur Craig Simmons für einen reibungslosen Ablauf und Choreografin Betty Dir für die passenden Tanzschritte. Sie können sich auf ein hochmotiviertes, vor Energie berstendes Darstellerteam stützen, auch wenn der oder die eine oder andere dem Affen zu viel Zucker gibt.

Doch stimmstarke Interpreten von Eichhorns fantasievollem Verschnitt aus Schlager, Musicalmelodien und Eigenkompositionen sind sie alle: Caroline Beil als verklemmte Ehefrau Cornelia, Julia Klotz als schrille, männertolle Kim und Julia Meier als naive Julia. Und wenn Isabel Varell als vermeintliche Lesbe Yvonne den Song Wie lässt man das los? mit großer Emotion vorträgt, dann entsteht einer der raren berührenden Momente des Abends. Neben den zwischen Überforderung und Coolness schwankenden Angestellten Michael Frowin und Marco Billep erspielt sich Christian Miebach in doppelter Hinsicht Sympathien. Er gibt den Mark nicht nur angenehm zurückhaltend, sondern steuert zudem am E-Klavier mit viel Pianogefühl die einzige Life-Musik bei.

Das Publikum fühlt sich hörbar bestens unterhalten: Viel Gelächter im gut besuchten Theater.

Karin Coper

 

Fotos: Claudius Pflug