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Fakten zur Aufführung 

BREAKIN' MOZART
(Christoph Hagel)
27. April 2014
(Premiere am 27. Februar 2014)

Wintergarten Berlin


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Breakdance mit Mozart

Vor vier Jahren war in der Berliner Neuen Nationalgalerie erstmals ein ungewöhnliches Kunstereignis zu bewundern. Die Performance Flying Bach kombinierte Breakdance, ausgeführt von der Gruppe Flying Steps, mit Bachs Wohltemperiertem Klavier. Die Show wurde zum Renner, bekam im gleichen Jahr einen Echo-Preis und ging anschließend auf Tournee rund um den Globus – und wird nach wie vor gespielt. Verantwortlich für das Spektakel war der Dirigent und Regisseur Christoph Hagel, der schon viele ungewöhnliche Musiktheaterprojekte, wie etwa Mozarts Zauberflöte in der U-Bahn oder dessen Titus und Figaros Hochzeit im Bode-Museum, kreierte. Kein Wunder also, dass er an den Erfolg von Flying Bach anzuknüpfen versucht. Und kein Wunder ebenso, dass er für die neue Show seinen geliebten Mozart als Komponisten wählt.

Nun also Breakin’ Mozart, diesmal mit den Breakdancers der DDC Company aus Schweinfurt. Uraufführung war im Juni 2013 beim Mozartfest in Würzburg, die Berliner Premiere mit zusätzlichen Akrobatik-Einlagen erfolgte ein gutes halbes Jahr später im Varieté Wintergarten. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Flying Bach. Eine kleine simple Geschichte bildet den Rahmen für die tänzerischen und artistischen Darbietungen. Durch magische Kräfte wird der Salzburger beim Komponieren plötzlich in die Gegenwart versetzt, wo er auf eine Gruppe junger Menschen trifft und Zeuge wird von Liebesfreud’ und -leid. Deshalb ernennt er sich kurzerhand selbst zum Amor und erlebt Szenen wie Luftige Romanze, Paartherapie, Die Stalkerin und Die Rache der Stalkerin, so die Titel einiger Showacts. In den beiden Letztgenannten tritt sogar die Königin der Nacht höchstpersönlich in Gestalt und Stimme von Darlene Ann Dobisch auf und schleudert ihre Koloraturen treff- und höhensicher ins Publikum. Denn es erklingt ja die Musik von Mozart: im Original, von Hagel selbst am Piano gespielt, vom Band in Hagels Orchesterarrangements oder in Hip-Hop-Manier. Und es gibt eine Mozartwiedergabe der speziellen Art: Der Beatboxer Robeat benutzt Motive und Schnipsel aus dessen Werk für eine verblüffende Geräuschcollage, die er allein mit seiner Stimme und einem Mikrofon erzeugt.

Die Bühne ist leer, für Atmosphäre und Illusionen sorgen wechselnde Lichtprojektionen, zum Beispiel die Silhouette einer modernen Großstadt, auf den Hintergrundprospekt. Mehr braucht es auch nicht für die Abfolge von akrobatischen Aktionen. Sie sind teils poetisch, wie die Luftige Romanze am Seil, eine stimmungsvolle zirzensische Nummer des Duos Vertigo, teils leidenschaftlich wie die virtuose Partnerakrobatik Das Drama des Zweierteams Chris und Felice. Im Zentrum aber stehen die fünf männlichen und zwei weiblichen Breakdancer, für die Marcel Geißler energiegeladene, vitale Tänze geschaffen hat. Sie bieten dem Ensemble reichlich Gelegenheit, ihr Können an scheinbar grenzenloser Körperbeherrschtheit und Bewegungsdynamik zu demonstrieren, auch wenn die Choreografie manchmal etwas schlicht und beliebig wirkt. Sie verdichtet sich im Finale, das deshalb zum Höhepunkt wird. Hier werden die verschiedenen Breakdance-Elemente am fantasievollsten und virtuosesten eingesetzt, hier vor allem stimmen Timing und Tempo.

Viel Szenenapplaus und starker Beifall am Ende im gut gefüllten Wintergarten. Viele Familien sind da, es ist ein Event für alle Generationen. Die Kreuzung von klassischer Musik und junger Tanzkultur funktioniert, obwohl der Eindruck nicht zu verleugnen ist, mit Breakin’ Mozart einen zweiten Aufguss des brillanten Flying Bach serviert zu bekommen. Übrigens: Fast gleichzeitig mit Breakin’ Mozart feierte die neue Show Flying Illusions der Flying Steps im Tempodrom Premiere, diesmal allerdings nicht zu klassischer Musik, dafür aber im Verein mit einem Zauberer.

Karin Coper

Fotos: Jonathan F. Kromer