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Fakten zur Aufführung 

ARIZONA-LADY
(Emmerich Kálmán)
21. Dezember 2014
(Premiere)

Komische Oper Berlin


Points of Honor                      

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Mit Zügel und Gewehr

Seit Beginn der Intendanz von Barrie Koskie präsentiert die Komische Oper Berlin kurz vor Weihnachten je zwei Mal eine weniger bekannte Operette von Emmerich Kálmán in konzertanter Form. Das waren bisher die indisch inspirierte Bajadere und die jazzige Herzogin von Chicago. In der laufenden Saison nun steht mit Arizona Lady eine wirkliche Rarität auf dem Spielplan. Denn diese Westernoperette ist in Deutschland zum ersten Mal live zu hören, und die neue Orchestrierung von Norbert Biermann ist gar eine Uraufführung.

Arizona Lady sollte für Kálmán, der die Nazizeit im amerikanischen Exil verbringen musste, ein Neubeginn in Europa sein. Doch er starb vor ihrer Vollendung und hinterließ nur den Klavierauszug, der für die Uraufführung 1954 in Bern instrumentiert wurde. Erfolg war Arizona Lady nicht beschieden. Denn Kálmáns Idee, eine Wild-West-Story in einem Stilmix aus Broadway-Musical und ungarisch-wienerischen Klängen zu komponieren, kam beim Publikum nicht an. Wobei die Handlung das ihre dazu beigetragen haben dürfte. Arizona Lady nämlich ist ein typischer Western mit komischen Elementen, die Titelheldin eine Stute. Hauptsächlich geht es um die Liebesgeschichte zwischen der handfesten Ranchbesitzerin Lorna und dem ehrenwerten Cowboy Roy, die sich bei einem Pferderennen näher kommen. Mit dabei sind allerlei genretypische Figuren: ein edler Sheriff, ein gesuchter Verbrecher, eine mexikanische Tänzerin, ein Industriellensohn und eine fahrende Händlerin. Die nicht allzu aufregende Handlung wird durch Kálmáns Musik geadelt, die sich vom filmmusikhaft aufrauschenden Opening über im besten Sinne konventionelle Gesangsnummern bis zum zündenden Arizona-Marsch steigert. Nicht zu vergessen eine eingefügte, besonders effektvolle Arie aus Kálmáns Operette Marinka – auf Wunsch von Katharine Mehrling, wie Barry Koskie in seiner launigen Begrüßung erzählt.

Die Mehrling, die Besetzungsattraktion des Abends und seit ihrem Operettendebüt in Ball im Savoy eine der ganz großen Showstars Berlins, gibt der Lorna Farrell mit ihrer enormen Bühnenpräsenz und unerschöpflichen Stimmmitteln unverwechselbares Profil. Dazu stellt sie als spritzige Conférencieuse der verbindenden Zwischentexte ihre Entertainerqualitäten unter Beweis. An ihrer Seite verbreitet Serkan Kaya, der sich als Udo Lindenberg in dem Musical Unter dem Horizont einen Namen gemacht hat, jungenhaft-lässigen Cowboy-Charme. Mit ihren klassisch geschulten Stimmen stehen Mirka Wagner und Michael Pflumm als Buffo-Paar für die herkömmliche Operettentradition. Doch wie elegant, frisch und natürlich sie ihre Parts absolvieren und sogar mit den Fingern eine Steptanznummer andeuten, hat große Klasse. Einen glamourösen Auftritt legt Stefan Sevenich als mexikanische Tänzerin Bonita hin. Seine urkomische, nie aufdringliche Travestie ist einer der Höhepunkte des Abends.

Kai Tietje, der zwischendurch auch mal zu Mundharmonika und Akkordeon greift, entfacht mit dem animierten Orchester der Komischen Oper ein süffiges wie rasantes Kálmán-Feuerwerk. Wobei die spürbare Begeisterung allerdings auch ihre Tücken hat: Es wird durchgehend zu laut musiziert.

Das zahlreich erschienene Publikum applaudiert nach fast jeder Nummer. Am Ende gibt es tosenden Jubel und anschließende gute Laune auf dem Nachhauseweg.

Karin Coper

Fotos 1, 3, 4, 5: Gunnar Geller
Foto 2: Rolf Bock