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Fakten zur Aufführung 

ARIADNE AUF NAXOS
(Georg Anton Benda)
3. September 2015
(Premiere)

Potsdam, Schinkelhalle


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Die Klangrede der Ariadne

Drei Akteure, ein Streichquartett, eine minimalistische Bühne. Ein Erfolg!
Theseus schleicht sich im Morgengrauen davon. Für immer. Zwar beteuert er seine Liebe zu Ariadne, doch der Drang in die Ferne ist stärker. Seine geliebte Ariadne schläft noch fest und hat ein böses Erwachen vor sich.

Um es vorweg zu nehmen:  um eine operatische Version der Ariadne auf Naxos Legende handelt es sich hier nicht. Das Ensemble I Confidenti hat sich für die selten gespielte melodramatische Fassung vom barocken Komponist Georg Anton Benda entschlossen. Im Rahmen des Barocken Theatersommer in der Schinkelhalle, Potsdam, wird eine knapp 75-minütige Fassung auf die Bühne gebracht.

Die Legende der Ariadne hat Dichter und Komponisten seit Claudio Monteverdi fasziniert. So auch dem im späten 18. Jahrhundert äußerst erfolgreichen Georg Anton Benda, der als Mitglied der Hofkapelle von Friedrich II anfing und mit seinen Melodramen zum einem der meistgespielten Komponisten seiner Zeit avancierte. In der Version von I Confidenti wird das Libretto von seinem Zeitgenossen Johan Cristian Brandes durch Einbezug zweier Szenen aus August von Kotzebues Travestie Ariadne auf Naxos: ein tragikomisches Triodrama ergänzt. Musikalisch kommt auch noch ein bisschen Mozart dazu, unter anderem Musik aus dem Dissonanzenquartett und dem Lied der Trennung, KV 465 und KV 519. Trotz dieses musikalischen und dramatischen Pasticcios passt alles gut zusammen, und der Zuhörer bekommt das alles nur beim Lesen des Kleingedruckten mit.

Die Schinkelhalle in Potsdam, mit ihrem hohen Holzgiebel und der guten Akustik, ist ein schöner Rahmen für die relativ kleine Podestbühne. Christine Jaschinsky, die auch für die stilisierten Kostüme verantwortlich ist, hat mit wenigen Mitteln überzeugende, handgemalte Versatzstücke und Requisite entworfen, die das tosende Meer um die Insel andeuten, ebenso wie zwei Felsen und einen tropischen Wald als Hintergrund.

Mit Überzeugung führt Regisseur Jürgen Hinz seine drei Darsteller in der szenischen Einrichtung des Stückes: Der Schauspieler Michael Günther gibt einen hin und hergerissenen Theseus – zwar ist er Ariadne durchaus dankbar, dass sie ihn durch das Labyrinth geführt hat, und er erwidert auch ihre Liebe, doch drängt es ihn in die Ferne. Dann ist er mal weg ... ohne Abschiedswort oder gar SMS-Text. Als Bacchus erscheint er am Ende des Stückes jedoch wieder – in grüner Brokatwampe und weinroten Beinkleidern. Reimende Texte von sich gebend, erzwingt er Ariadnes Liebe. Eben diese parodistischen Texte hat Hinz beim Goethe-Zeitgenossen August von Kotzebue gefunden und eingebaut.

Alexandra Broneske überzeugt in der Titelrolle als Schauspielerin und am Ende gar als Sängerin der einzigen Klage-Arie. Als wild-weißhaarige Schönheit mit langem, rotem Seidenchiffonschal kann sie es nicht fassen, dass Theseus sie verlassen hat. Sie, die selbstaufopfernde Königstochter, die ihn doch gerettet hat. Ihr Entschluss, sich von den Klippen zu stürzen, ist gepaart mit dem Hilferuf an alle Götter, doch noch gerettet zu werden. Auftritt Bacchus, der dann auch gleich einen ehelichen Tribut fordert.

Steffen Findeisen als pantomimische Nymphe Oreade setzt seine Akzente gekonnt, auch wenn er nur hinter diversen Masken auftritt.

Das auf historischen Instrumenten musizierende Ensemble Quatuor Voltaire, geleitet von Wolfgang Hasleder an der 1. Geige, präsentiert, begleitet, unterstreicht, kommentiert die Handlung musikalisch so, dass man diese Mischform aus gesprochenen Monologen und dazu komponierten Noten als durchaus natürlich und modern empfindet.

Das Premierenpublikum ist sichtlich vergnügt und von Stück und Darstellern überzeugt. Sicherlich wären weitere so gut recherchierte und fundierte Stücke eine Bereicherung der Theater- und Opernlandschaft.

Zenaida des Aubris

Fotos: A. Sommer