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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
3. April 2009 (Premiere)

Gewandhaus Zwickau
Theater Plauen-Zwickau


Points of Honor                      

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Mafiöse Gesetze

Im intimen Gewandhaus in Zwickau sind drei hoffnungsvolle Sänger zu erleben: Svetislav Stojanovic als typengerechter latin lover mit Hang zum Selbst-Mitleid und erotomaner Fixierung: ein Duca als Mafia-Akteur mit strahlend hellem Tenor, enormer Durchsetzungskraft und überzeugendem Legato, sicheren Höhen mit vielversprechenden Perspektiven. Elmar Andree gibt den Rigoletto als gepeinigte komische Figur im kriminellen Milieu, agiert einigermaßen unbeholfen, doch lässt einen kraftvollen Bariton hören, der elementare Gefühle differenziert ausdrücken kann. Inga-Britt Andersson verleiht der Gilda als Opfer mafiöser Gnadenlosigkeit eine faszinierend jugendliche Stimme: außerordentlich klar im Timbre, hell in den sicheren Höhen, ausdrucksvoll im Leid – ein Sopran, der sicherlich immer mehr Substanz erarbeiten wird! Mit Silke Richter als rollentypisch „gurrende“ Maddalena, Hagen Erkrath als kernig-artikulierendem Sparafucile und dem aufbrausenden Hasso Wardeck als Monterone sind im Theater Plauen-Zwickau kompetente Solisten zu erleben.

Georg Christoph Sandmann animiert das präzis aufspielende Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau zu transparentem Klang, unterstützt die Sänger mit erkennbarer Sensibilität – doch wird der leidigen Humpta-Versuchung bei aller Spielfreude bisweilen zu wenig gegengesteuert.

Annabel von Berlichingen stellt eine verschachtelte Konstruktion von Containern auf die behutsam genutzte Drehbühne, schafft die Atmosphäre eines „geschlossenen Systems“, in dem sich die Figuren nach affirmativ festgelegten – brutalen – Gesetzen bewegen.

Wolfgang Dosch inszeniert ein ungemein spannendes Spiel um die Unmöglichkeit individueller Emotionen in einem System nicht hinterfragter Dogmen, evoziert emotionales Engagement ob der Entführung und fast rituellen Entjungferung Gildas, provoziert „Mit-Leiden“ - und Fragen nach dem „Wie kann das sein“? Die im Programmheft insinuierte Parallele zur Mafia wird allerdings nicht szenisch nachvollziehbar. Konkret: Die Cosa Nostra ist nun mal keine Bande, die in Containern haust - Metapher hin oder her: das wären eher Zeichen für extra-urbane Sekten, die sich ihre Mitglieder gefügig machen.

Die offensichtlich kleine, aber feine Zwickauer „Opern-Gemeinde“ – zur Premiere ist das atmosphärisch stimulierende Haus nicht voll besetzt – steigert sich mit dem so spannenden Ablauf in eine wachsende Zustimmung des Geschehens und feiert die Protagonisten mit viertelstündigem Applaus! (frs)