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Wer glaubt - und in unzähligen Beispielen
leidvoll erlebt hat -, dass Oper und Fernsehen inkompatibel seien, wird
mit der TV-Version der Zürcher Cosi hingerissen eines Anderen belehrt:
Brian Large übersetzt die nahezu ultimative Bühnenregie Jürgen Flimms,
die imaginative Lichtregie und das kommunikative Bühnenbild Erich Wonders
in ein ungemein dichtes Fernsehspiel. Mit der schier unfassbaren musikalischen
Umsetzung mozartscher Virtuosität bietet Nikolaus Harnoncourt die Basis
für die "singenden Menschen": Flimm inszeniert die Tragödie des naturwissenschaftlichen
Paradigmawechsels als Absage an die zwischenmenschlichen Beziehungen mit
eisigem Ende.
Weit weg von pseudo-psychologischen Erklärungen agieren die engagierten
Solisten genauso traumatisch, wie es Musik und Regie vorgeben. Der Fernsehregisseur
Brian Large nutzt alle Möglichkeiten, das intensive Spiel der bewundernswerten
Sänger ins Bild zu setzen: Agnes Baltsa bietet eine absolut unerwartete
Despina: vulgär, karikierend, Lebensweisheit aussingend. Cecilia Bartoli
fasziniert mit authentischem Mozart-Sound als Fiordiligi und vermittelt
die hilflose Lebenslustigkeit in einem unbegriffenen Experiment - so wie
der Stimmklang Liliana Nikiteanus als enttäuscht-kecke Dorabelle beeindruckt
und die beiden männlichen "Versuchspersonen" Oliver Widmer (Guglielmo)
und Roberto Sacca (Ferrando) die fibrierenden Wechsel perfekt mit edlem
Feuer intonieren. Der Don Alfonso Carlos Chaussons ist ein Dr. Mabuse
der Oper, intrigant im Spiel, stimmlich ohne Makel.
Dem Kulturkanal 3sat ist für die brillante Umsetzung zu danken; doch sollte
sich der Sender mehr Mühe in Sachen Zuschauer-Information geben. Da fehlen
im Fax-Abruf-Text viele Namen; da gibt es eine hausbackene Inhaltsangabe
und da verbleiben die "Pressestimmen" als Jubeltexte - eine Inszenierungsanalyse
findet sich nicht.
Bleibt zu hoffen, dass der Kanal ähnlich relevante Aufführungen ins Programm
nimmt. (frs) |
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