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"Musiktheater" ist Schuberts "Winterreise"
nicht; aber inszenieren lässt sie sich und zwar überzeugend, wie Holk
Freytag in Wuppertal eindrucksvoll beweist. Die schwarz-romantisch Metapher
des selbstquäkerischen Lebenswegs mit der Erlösung durch Aufgehen in der
Natur, gerät mit ihren Assoziationsangeboten zum Nachstück über den Zusammenhang
von Mensch und Natur.
Wolf Münzner baut eine zerklüftete Bühne mit beherrschender Schräge zwischen
überdimenisonalen begehbaren Transparentbildern mit Caspar David Friedrich-Motiven
unter einem Kassetten-Plafond.
In diesem Auf und Ab zwischen Requisiten, die auf Gewalt verweisen, bewegt
sich hochkonzentriert Veronika Waldner. Ihr Mezzo gewinnt durch eine gefühlvolle
Mittellage, ungemein energische Forti und klar intonierten Tiefen hinreißende
Ausdruckskraft, weit weg von jeglicher "Lied"-Routine.. Zudem beweist
Bernhard Stengel am hervorragend präparierten Ibach-Flügel spätestens
ab dem "Brunnen vor dem Tore" mit zurückhaltend-präzisem Anschlag seine
Qualitäten als "Begleiter".
Fürs Publikum ist es wie eine Offenbarung: die außergewöhnlich kommunikative
Kombination von Regie, Gesang, Musik und Bühne findet volle Zustimmung!
(frs) |
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