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Glitzer
Belcanto-Zauber, das Markenzeichen der Wuppertaler Oper in unbehausten
Zeiten: Das gesamte Ensemble beherrscht die exaltierte Spielweise und
vor allem das glitzernde Singen, mit gefühlsbetonten Läufen, perlenden
Koloraturen und sicheren Höhen bei hoch melodischem Parlando. Elena Fink
gibt eine brillant-eifersüchtige Fiorilla; Karolina Gumos eine zickige
Kokotte Zaida; Dariusz Machej variiert den türkischen Selim mit einer
Mischung von Macho-Klischee und unverstandenem Gefühl; Kay Stiefermanns
Geronio ist die Karikatur des alten betrogenen Ehemanns, Edgardo Zayas
persifliert als Narsico den ewigen Liebhaber, und Thomas Laske verknüpft
als Dichter Prosdocimo sonor die Handlungsfäden.
Niels-Peter Rudolphs Regiekonzept ist dieser Glitzerwelt verfallen: es
will kein Verständnis für die Personen aufkommen, zu schweigen von Mit-Fühlen
oder Mit-Leiden - gemäß dem Rossini-Vorurteil bleibt's beim hektischen
Hin und Her ohne "Tiefgang".
Meentje Nielsens Bühne akzentuiert mit geringem Aufwand eine phantasievolle
Spiel-Landschaft: Straße vor stilisierter Kulisse mit Nebenschauplatz
vor dem Orchestergraben, ebenso wie Birgit Hamanns Kostüme unaufdringlich
aktualisiert.
Das Sinfonieorchester Wuppertal folgt dem jungen Martin Braun in allen
Tempowechseln, flexibler Dynamik und dezenten Crescendi mit Akribie, vermittelt
- trotz mieser Akustik im Schauspielhaus - prima Rossini-Klang!
Das bergische Publikum ist offenkundig schwer zu begeistern, jetzt verstärkt
durch die Zukunftspessimismen ihrer Oper, rafft sich aber doch auf zu
rauschendem Applaus. Aber was soll man sagen, wenn vor einem kunstsinnige
Eltern versuchen, ihren niedlichen Kleinen unter Quengeln, Strampeln und
Krähen die Geheimnisse von Eifersucht, Untreue, kaputter Ehe, interkultureller
Differenzen, opernhafter Ambivalenz und differenzierten Belcanto-Singens
erfahren zu lassen? Es gibt doch Spielplätze in Wuppertal. (frs)
Karten unter (0202) 5 69 44 44 |
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