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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
8. März 2009 (Premiere)

Wuppertaler Bühnen


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Wenig Liebe

Der erste "dicke Brocken" im wiedereröffneten Opernhaus: Tristan und Isolde! Das ist Chefsache. Gerd Leo Kuck, noch bis Ende dieser Spielzeit Generalintendant der Wuppertaler Bühnen, zeichnet höchstpersönlich verantwortlich für die Inszenierung.
Aber was heißt da Inszenierung? Eigentlich passiert auf der Bühne gar nichts. Dort begegnet man Menschen, die singen, die hin und wieder ihren Mantel ablegen, sich auf den Boden knien, ihre Arme ausbreiten. Menschen, die intensiv von ihren Beziehungen zueinander singen – aber keine Spur davon nach außen hin zeigen. Beispielsweise in der Liebesnacht im zweiten Akt, nachdem Brangäne das Gift gegen den Liebestrank ausgetauscht hat: da stehen Händchen haltende Figuren wie aus Gips auf der Bühne und vermitteln alles andere als Gefühle von Lebendigkeit, ganz zu schweigen von irgendeinem erotischen Funken. So wenig Leben beim Lieben war selten!

Dieses Statische zieht sich durch Gerd Leo Kucks Tristan-Version von vorn bis hinten. Schade, dass auch dem sonst so kreativen Bühnen- und Lichtzauberer Roland Aeschlimann nichts, fast gar nichts eingefallen ist. Vier rechteckige Portale stellt er hintereinander auf die Bühne, dazu gibt es weißes, mal grünes, zum Schluss blaues Licht. Und dies alles hinter dem unvermeidlichen Gazevorhang, der fünf Stunden lang Bühne und Zuschauerraum voneinander trennt. Überraschend auch, dass Tristan und seine Mannen im Outfit von Samurais stecken und dabei gern mal an ihrem Krummsäbel nesteln.

Musikalisch sieht es etwas besser aus, mal abgesehen von den überaus zähen Tempi, dank derer GMD Toshiyuki Kamioka bereits das Vorspiel völlig zerbröselt, ja zum Stillstand führt. Irgendwie scheint Kamiokas Wagner-Lesart zum Versuch dieser bewegungslosen Inszenierung zu passen...

Marion Ammann lässt als Isolde aufhorchen. Erst vor einem Jahr war sie mit dieser mörderischen Partie in Münster zu erleben. Seitdem hat sie an Format zugelegt, ihre Stimme klingt runder, auch in der Höhe sicherer. Ihr gegenüber hat John Uhlenhopp es als Tristan schwerer. Er muss im zweiten Akt sehr auf Reserve gehen, um den gewaltigen dritten Akt stemmen zu können, was ihm aber gelingt. Eine ausnehmend gute Figur macht Kay Stiefermann als Kurwenal. Sein nobler, kerngesunder Bariton hat feines Timbre, große Ausstrahlung, Präsenz im Raum und bietet fabelhafte Textverständlichkeit.

Gregory Reinhart beglaubigt den König Marke mit raumgreifendem, tiefschwarzem Bass, Anette Bods Brangäne ist ein Spur zu brachial und findet wenig unterschiedliche Farben. Olaf Haye stößt mit der Partie des Melot an seine Grenzen. Als Stimme eines jungen Seemanns und Hirt machen Cornel Frey und Boris Leisenheimer ihre Sache gut.

Fazit: die echten Emotionen, Dramatik und rauschhaftes Leben müssen erst noch Einzug halten ins frisch renovierte Haus.

Christoph Schulte im Walde

 










Fotos: Michael Hörnschemeyer