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Der "Malstrom der Gefühle" ist für
Johannes Wiegands Wuppertaler "Tosca" die Grundidee; Tosca verrät Cavaradossi,
Cavaradossi verflucht Tosca, Scarpia wird durch "die Begegnung mit Tosca,
die in ihm ein Gefühl evoziert" zur "unglücklichen Figur". (Programmheft-Zitat).
Diese bizarre Sichtweise leugnet die Brutalität der Macht und endet als
distanzierendes Gefühlsdrama.
Da hilft auch die beklemmend-bedrohliche Bühnenarchitektur von Moritz
Nitsche nicht, die mit perspektivischen düsteren Wänden und sparsam-sinnhaften
Requisiten eine atemraubende Atmosphäre der Gewalt schafft.
Doch bleibt auch das Sinfonieorchester Wuppertal musikalisch an der gefühligen
Oberfläche; der elegante George Hanson leitet gefällig, vermeidet alle
Eruptionen und verharrt beim gängig-unprovokativen Puccini-Klischee.
Den Protagonisten fehlt die Hilfe des Regisseurs: Verlegenheitsgesten
bestimmen die Aktionen; dabei sind sie stimmlich gut disponiert. Zwar
erreicht Pieter Roux nur mit Forcieren bisweilen die elementare Wucht
des Cararadossi, lässt der klangschöne Bariton Gerd Grochowskis die Brutalität
Scarpias vermissen und ist Roberta Alexanders Tosca eher zurückhaltend
in ihren angedeuteten virtuosen Möglichkeiten - doch beeindrucken Engagement
und Italianita.
Das Wuppertaler Publikum wartet hingebungsvoll auf die Wiederkehr der
"großen Jahre" ihres Hauses - zu Zeiten Kurt Horres' war das, dreißig
Jahre her - und gerät fast aus dem Häuschen. Nun ja. (frs) |
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