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Fakten zur Aufführung 

DER MANN, DER SEINE FRAU MIT EINEM HUT VERWECHSELTE
(Michael Nyman)
4. Mai 2006 (Premiere)

Wuppertaler Bühnen
(Haus der Jugend)

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Musik statt Bilder

Die differenzierten Dimensionen von Nymans Minimal Music werden emotional hörbar: Die Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal beherrschen die superkurzen Notenintervalle, die sentimentalen Passagen, die Stimmen-begleitenden Unterstützungen par excellence. Michael Wendeberg, virtuos am Piano, dirigiert mit intensiver Mimik und kalkulierten Gesten: Minimal Music als Ausdruck interpretierender Musik - auch mit hörbaren Verweisen auf musikalische Traditionen ("das Lied", Mozart) und nachvollziehbarer Selbstironie. Eine brillante Performance!

Der Theaterraum im repräsentativ-neoklassizistischen "Bismarckbau" ist wie das Inenn eines schwarzen Kubus; mit versetzt gestuften Podesten ergeben sich die Aufs und Abs der handelnden Personen; Toninstallationen vermitteln Geräusche und Wortfetzen; Bildschirme zeigen Fragmente psycho-relevanter Bildelemente. Lutz Wenglers Erlebnisraum ist geglücktes Pendant zur "Botschaft" der psychoanalytischen Fallstudie. Die analysierte Vorgeschichte, die demonstrierten Symptome der Agnosie enden in der Apotheose der Musik, die statt konkreter Bilder Erinnereungen möglich macht.

Die Rollen des analysierenden Dr. S., des analysiertem Dr. P. und der mitleidenden Frau P. sind Partner musikalischer Deutung neurologischer Probleme: Das gelingt den Protagonisten in der stimmlichen Umsetzung mit hinreißendem Ausdruck. Schade nur, dass Cornel Frey, Reinhold Schreyer-Morlock und Michaela Maria Mayer die Wortverständlichkeit abgeht. Da gilt auch nicht das Argument, es gehe eben um rudimentär wahrnehmbare Erinnerungs-Bruchstücke.

Das Publikum - u-förmig um die Spielflächen platziert - folgt hochkonzentriert, spendet respektablen Beifall. Wie es scheint: Die Wuppertaler Bühnen haben ihr Ziel erreicht - Zustimmung für nicht alltägliches Musiktheater, aber offenbar nachvollziehbaren psychologisch begründeten Abläufen und Konsequenzen. Die Vorgabe von Oliver Sacks wird als nachdenkenswert akzeptiert. (frs)


Foto: © Milena Holler