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Fakten zur Aufführung 

LES CONTES D'HOFFMANN
(Jacques Offenbach)
18. März 2006 (Premiere)

Wuppertaler Bühnen

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Zerstörte Liebe

Johannes Weigand fokussiert die facettenreich-geheimnisvolle Geschichte Hoffmanns auf die ungeheure Bedrohung der Sehnsucht nach Liebe durch magische Kräfte - zeigt dabei aber auch die durchaus realen Bedingungen, in denen diese Mächte funktionieren: die Gesellschaft geklonter Geschöpfe in Spalanzanis Labor; das Empire-Ambiente Crespels; der Swinger-Club Giuliettas - am Ende liegt der reale erschossene Schlemihl auf der Bühne. Die Muse zeigt Hoffmanns Perspektive im kreativen Rausch, die brutale Realität ist präsent. Schade, dass vor allem der Chor nur singend handelt, ansonsten konventionell herumsteht und die Solisten nur selten intensive Beziehungen vermitteln.

Die Bühnenräume Moritz Nitsches geben mit assoziationsreichen Accessoires in großzügigen Dimensionen die imaginationsstiftenden Verweise auf die inneren Abläufe dämonisch-realer Ambivalenzen.

Das großartige Sänger-Ensemble beeindruckt durch exorbitantes Engagement und hochintensiven Ausdruck existentiell-bedrohter Gefühle. Melba Ramos spielt und singt alle drei (vier) Geliebten - eine phantastische Performance der beliebten Sängerin, die ihren Höhepunkt in der eindringlichen Interpretation der Sehnsüchte und Todesahnungen Antonias findet. Der Tenor Marcello Bedonis strömt in fließendem Legato mit einer blendenden Mittellage, doch fehlt's am Stehvermögen bei den geforderten strahlenden Höhen. Stefanie Schaefers Muse ist ein exzellentes Erlebnis inspirierten Offenbach-Gesangs! Mit Kay Stiefermann (Lindorf und Co.) ist ein großartig-gestaltender Bariton auf der Bühne, dem differenzierte Phrasierungen gelingen, und dem sicherlich eine glänzende Zukunft offensteht. Das gesamte Wuppertaler Ensemble besticht durch kompetentes Singen, vermittelt eindrucksvolle Charakterstudien.

Der junge Evan Christ leitet das Sinfonieorchester Wuppertal zu einem differenzieren lebendig-klaren Klang, vermittelt die divergierenden Elemente Offenbachs in ihrer genialen Komplexität - kulinarisch-reflektiert.

Das aufgekratzte Wuppertaler Publikum klatscht hingerissen in jede Stimmung, einige husten hemmungslos und lassen sich kaum im Tratschen und Kirchern stören. Vielleicht hätten Reflexionen über die Wahl der dramaturgischen Werk-Konzeption im Programm-Flyer etwas mehr Nachdenklichkeit vermitteln können. Dennoch: Das Wuppertaler Theater hat sein Publikum ganz offensichtlich erreicht und beglückt. Schön. (frs)


Fotos: © Milena Holler