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Fakten zur Aufführung 

THE DEATH OF KLINGHOFFER
(John Adams)
20. März 2005
(Premiere: 18.3.05)

Wuppertaler Bühnen (Schauspielhaus)

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Das Mörderisch-Irrationale

Es war ein unverständlicher Protest vor der Aufführung: der Inszenierung wurden anti-israelische, ja Ansätze zu antisemitischen Tendenzen vorgeworfen. Was für ein Irrtum! Johannes Weigand inszeniert sehr sensibel die Unfassbarkeit des Mörderisch-Irrationalen. Wenn ihm etwas vorzuwerfen ist, dann das Defizit, nicht expressis verbis auf das Elend der fehlenden Aufklärung im Nahost-Konflikt zu verweisen (aber das sieht der zeitbezogene Text – 1990 – von Alice Goodman auch bedauerlicherweise nicht vor!)

Vom Medienprojekt Wuppertal wurden filmische Szenen vorbereitet, die – auf einen Portal-Vorhang projiziert – assoziationsreiche Bilder vermitteln, die von deutschen, palästinensischen, amerikanischen Jugendlichen produziert wurden und andeutungsweise Gründe für palästinensischen Terror deutlich machen. Aber auch hier: kein Votum für die Alternative Aufklärung! Weigands Regie führt irrational-brutal handelnde und gequält leidende Charaktere gegeneinander: aber alle emotional bestimmt durch mörderische Irrationalität und die manichäische Weltsicht als Voraussetzung. Dieser Totentanz spielt auf der Bugspitze der Achille Lauro, gibt Raum für variable Aktionen, unterstreicht die klaustrophobische Situation der Menschen auf dem Schiff.

Toshiyuki Kamioka gelingt es mit dem „hochkonzentriert aufspielenden Sinfonieorchester Wuppertal, die vibrierende Minimal-Music des genialen John Adams pulsierend zu vermitteln. Der Furor religiösen Fanatismus’ wird geradezu physisch fühlbar.

Roderick Earle ist hilflos im Rollstuhl, artikuliert seine Seelenzustände der Musik entsprechend; Christian Miedls First Officer ist geprägt durch pseudo-konsequente Intonation; die Palästinenser von Alexander Mayr und Raimund Fischer beeindrucken mit stimmlicher Ambivalenz, der „Rambo“ Tobias Scharfenbergers gibt eine eindrucksvolle Charakterstudie des Irrationalen mit bemerkenswerter stimmlicher Statur. Das Wuppertaler Ensemble lässt sich engagiert-kompetent auf die musikalischen Herausforderungen der Umsetzung von Ansprüchen des Singens von Minimal Music ein. Und das ist sehr viel!

Das Publikum im Wuppertaler Schauspielhaus reagiert betroffen, stimmt der engagierten Aufführung mit Beifall zu – für lautstarken Jubel gibt es keinen Anlass, aber die Gespräche gehen weiter. Eine wichtige Arbeit, ein großer Beitrag zu den Perspektiven des Musiktheaters! (frs)