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Aufeinander treffen zwei kommunikative
Prinzipien: das schlichte Märchen vom Aschenputtel und die reflektiert-artifizielle
Regiekunst Achim Freyers. Auf der Bühne wirkt diese Konfrontation im Kopf
faszinierend, als emotionales Erlebnis irritierend, jedenfalls nicht emotional
zwingend. Cenerentola - es wird italienisch gesungen mit kaum lesbaren
Übertiteln - ist in der Umgebung von verstörten commedia dell'arte-Figuren
eher eine mater dolorosa als eine liebliche Märchenprinzessin.
Für Stefan Klieme mit dem spielfreudigen Sinfonieorchester Wuppertal ist
Freyers Regie-Konzept ein Glücksfall: weitab von pseudofröhlicher Rossini-Routine
sind geheimnisvolle Klänge zu hören - die Tragik in Rossinis tiefgehender
Komposition wird hörbar! Und sie korrespondiert mit den düsteren Bühnenhalbrunden
- konkav und konvex - Marie Elena Amos, allerdings erheblich ramponiert
übernommen von der Wiener Volksoper.
Gesungen wird superb; angefangen mit den zwitschernden neidischen Schwestern
Clorina und Tisbe (Elena Fink und Katharina Greiß-Müskens), durch den
geheimnisvollen "Strippenzieher" Alidoro (Raimund Fischer), intensiviert
durch die Wechselrollen von Prinz Ramiro und den Diener Dandini (Raphael
Pauß und Thomas Laske, bestätigt durch einen "idiotischen" Magnificio
(Dariusz Machej) und vollendet durch eine koluraturensichere Cenerentola
der Rossini-erprobten Susanne Blattert.
Dem Publikum bleibt fürs Amüsement der lebhafte Chor, zumeist als vielbeiniges
Pferdetier auftretend. Aber wie es so ist: Wenn nur wenige kommen (das
baulich sieche Wuppertaler Opernhaus ist halb gefüllt), ist der Beifall
umso stärker.
Das Konzept der "Gelsenkirchen-freien" Wuppertaler Oper bleibt zwiespältig:
junges Ensemble - ja, herrlich bestätigt; Vertrauen auf die Kompetenz
des Orchesters - ja, in diesem Fall geradezu innovativ; Übernahme von
anderen Häusern - jein, die Cenerentola ist kein Highlight Freyerscher
Regie, die Bühnenbilder sind abgenutzt. So bleibt ein eher blasser Gesamteindruck.
(frs) |
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