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Fakten zur Aufführung 

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(Wolfgang Amadeus Mozart)
29. Juni 2008
(Premiere: 31. Mai 2008)

Mainfranken-Theater Würzburg


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Erotisches Experiment - postmodern

Die Postmoderne wird u.a. bestimmt durch das Credo: Entscheidend ist, wie es aussieht! Und diesem duften Motto ist Bernhard Stengeles „Cosi“ in Würzburg intensiv verpflichtet. Da agieren schöne Menschen auf einer schönen Bühne, begeben sich in ein erotisches Experiment, werden aber ferngehalten von jeglichen dramatischen, psychischen oder gar moralischen Konflikten – postmodern „lustvoll“ eben. Die verblendeten Jungs baden im übersteigerten Ego, die Mädels präsentieren sich als Models mit pubertärer Glückssuche – und der in Beziehungsfragen „erfahrene“ Alfonso ist ein tuntiger Softie im Gold-Anzug, wird unterstützt durch eine gestylte Despina als geile Managerin eines Swinger-Clubs. Postmodern eben – es sieht gut aus, bedeutet aber --- nichts.

Szenisch bemerkenswert die Streicher auf der Bühne, die Holzbläser in einer Galerie dahinter, darüber Zuschauer wie in einer Peep-Show – das Ganze bonbonfarben rosa-lila. Birgit Remus schafft eine milieu-stimulierende Bühne, kokettiert mit einer oberflächlich-glitzernden RTL II-Ästhetik.

Viktor Aslund ist ein prägnant agierender Dirigent auf offener Bühne, geht Mozarts diffizil-charakterisierende Musik mit viel Einfühlungsvermögen an, entwickelt mit dem flexiblen Philharmonischen Orchester Würzburg einen faszinierenden Klang - begleitet selbst virtuos am Hammerklavier, leitet über zu Rezitativen und begleitet die Solisten jederzeit situationsbezogen.

Johan F. Kirsten singt den Alfonso mit karikierender Souveränität, Susanne Thielemann gibt der Despina stimmlich-variationsreichen Charakter. Uwe Schenker-Primus und Randall Bills nutzen die animierenden Soli und Ensembles zur eindrucksvollen Demonstration ihrer variablen sängerischen Möglichkeiten - und Caroline Melzer und Sonja Koppelhuber sind erotisierende Fiordiligi und Dorabella mit brillanter Intonation, äußerst klangschönen Timbres und mit animierender Phrasierungs-Kunst: zwei Sängerinnen, die scheinbar mühelos die musikalischen Herausforderungen Mozarts bezaubernden Klang werden lassen!

Am wohlig-warmen Sommer-Sonnen-Nachmittag ist das Würzburger Haus bis auf den letzten Platz besetzt, und das zum Teil weit angereiste Publikum goutiert die optische Opulenz, das melodienreiche Musizieren und das wunderbar-einschmeichelnde Singen sowie die postmodern-unverbindlichen Abläufe applaus- und kommentierungsfreudig. Ein freudig aufgenommenes Entlastungs-Erlebnis vor dem EM-Finale mit den scheiternden Helden einer ebenso gestylten Schein-Welt -- kommunikativ haut das hin. (frs)
 






Fotos: Falk von Traubenberg