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Fakten zur Aufführung 

LA GAZZA LADRA
(Gioachino Rossini)
16. Juli 2009
(Premiere 11. Juli 2009)

21. Festival Rossini in Wildbad
Kurhaus Bad Wildbad


Points of Honor                      

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Belcanto perfekt

Wildbads etabliertes, spontan-unkommerzielles, authentisches Rossini-Festival präsentiert eine Gazza Ladra als triumphales Belcanto-Erlebnis: Da singen junge, hoch motivierte Solisten mit begnadeter Stimm-Kompetenz, da beweisen die Virtuosi Brunensis die federnde Leichtigkeit der Rossini-Virtuosität, da korrespondieren Gesang und Musik in hinreißender Harmonie.

Ryuichiro Sonoda ist der emphatisch leitende Maestro, führt das konzentriert folgende Orchester mit animierenden Gesten zu perfekt-virtuosem Spiel, entwickelt einen geradezu enthusiasmierenden Gesamtklang mit luzider Betonung der Rossini-Melodien, mit rasanten Tempi, mit frappierender Dynamik – und das alles unter sensibler Berücksichtigung faszinierender Passagen der solistischen Instrumente, bei beglückender Übereinstimmung mit dem Belcanto-Gesang!

Die eher zierliche Sandra Pastrana ist als Ninetta, der zu Unrecht verfolgten Unschuld, eine bewegende Opfer-Figur, beeindruckt zutiefst mit belcantesker Virtuosität, vermag Gefühle virtuos zu artikulieren, bewältigt die exzeptionellen Höhen mit traumhafter Sicherheit, vermittelt nachvollziehbare Emotionen mit agiler Stimme, beherrscht die Szene mit zurückhaltender Gestik in totaler Übereinstimmung mit facettenreichem Gesang!

Mit Stefan Cifolelli ist als Giannetto ein variantenreich modulierender Belcanto-Tenor zu hören, dem die Rossini-Herausforderungen Gelegenheit zur Demonstration seines agilen Tenors bieten, die er selbstbewusst annimmt – und bravourös besteht. Luisa Islam-Ali-Zade gibt dem ambivalenten Pippo flirrende Darstellung, beeindruckt mit einem außerordentlich variantenreichen Sopran mit ausdrucksvoller Phrasierung. Rossinis lustvoll-vielfältiges „Sänger-Spiel“ erfordert eine ungewöhnlich große Zahl kompetenter Belcanto-Sänger: In Wildbad gibt es da keinen Ausfall: Giulio Mastrototaro ist ein stupender Fabrizio, Elsa Giannoulidou eine stimmlich überzeugende Lucia; Ugo Gualiardo gibt dem Vater Fernando sonor-variable Kraft und Maurizio Lo Piccolo ist als Podesta ein überzeugender Interpret, so wie Pablo Cameselle als rätselhafter Isacco stimmlich variabel Irritationen vermittelt.

Anke Rauthmanns Inszenierungs-Konzept versucht aus dem emotionalen Belcanto-Verwechslungsspiel ein gesellschaftspolitisches Drama zu machen – das scheitert schon an dem eher occasionistischen Sujet - und wird in der statischen Personenführung und der Nicht-Berücksichtigung der engen Bühnen-Situation zum inszenatorischen Desaster.

Die sparsam-kommunikative Bühne von Anton Lukas vermag nicht mehr, als optische Akzente einer mediterranen Dorf-Szene zu setzen.

Im Jugendstil-Kurhaus Wildbad versammeln sich kundige Rossini-Freunde, sie goutieren den authentischen Gesang und die rasante Musik, ignorieren die – vergeblichen – Regie-Bemühungen - und feiern das Highlight des wichtigsten Rossini-Festivals nördlich der Alpen mit kenntnisreichem enthusiastischem Applaus.

Franz R. Stuke

 






 
Fotos: Festival Rossini in Wildbad