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Fakten zur Aufführung 

LA GAZZETTA
(Gioacchino Rossini)
22. Juli 2007

Festival Rossini in Wildbad
(Kurhaus Bad Wildbad)

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Transitorischer Wirbel

Ein Belcanto-Fest sondergleichen! In Wildbad wird alles das wahr, was Rossinis Faszinationskraft ausmacht: Eine Folge transitorischen Wirbelns, wie sie das hektische Leben charakterisiert; eine elektrisierende Musik voller Tempo und Emotionalität; perfekter Belcanto-Gesang mit bezwingender Authentizität; und ein begeisterungsfähiges Publikum - nicht zu vergessen das durchaus stimulierende Jugendstil-Ambiente im Jugendstil-Kurhaus von Wildbad.

La Gazzetta (1816) ist pasticcio-geprägt, Rossini übernimmt Passagen aus früheren Opern, die Ouvertüre wird später der Cenerentola vorangestellt. Thaddeus Strassberger inszeniert die kurzen Episoden als Bilder eines Lebens voller Hektik und Inkonsistenz, in dem sich keine meditativen Ruhepunkte finden. Die Verhältnisse Väter-Töchter, die transitorischen Handlungsorte (Flughafen, Hotel-Lobby), die Liebesbeziehungen – alles ist permanent in Bewegung, insinuiert eine gnadenlos auf action versessene Gesellschaft. Man kann davon ausgehen, dass sich dieses Prinzip auch nach dem jubelnden Ende fortsetzt.

Madeleine Boyd fokussiert mit großen Foto-Elementen des Eiffel-Turms die Handlung auf „Italiener in Paris“, arbeitet mit gezielt variierenden Accessoires zur Verortung und Typisierung der Spielplätze, lässt dabei auf der winzigen Bühne Räume für quirliges Spiel.

Und die nutzt ein hochmotiviertes Ensemble zur effektvollen Präsentation brillanten Belcanto-Gesangs. Was da an Koloraturen, Läufen und Trillern in allen Stimmfächern zu hören ist, muss wohl lange nach vergleichbaren competitors suchen.

Marco Cristallo Orestano singt einen bravourös intonierenden Vater Pomponio. Judith Gauthier glänzt mit brillanten Höhen und glitzernden Koloraturen als Lisetta. Giulio Mastrototaro gibt dem Filippo variantenreiche stimmliche Statur. Rossella Bevacqua blüht auf mit stimmlicher Leidenschaft als Doralice. Maria Soulis interpretiert die Madama la Rose mit krass kalkulierten Belcanto-Varianten. Und Michel Spyres vereint mit seinem agilen Tenor die exzeptionellen Anforderungen des Belcanto mit glühender italianita!

Unter dem intensiv-kontrollierenden Christopher Franklin, einem akzeptierten Rossini-Spezialisten, entwickeln die Tschechischen Kammersolisten Brno viel Gespür für die kommunikativen Qualitäten der impulsiven Rossini-Musik: Präzision und Leidenschaft werden zum musikalischen Erlebnis.

Das Wildbad-Publikum vereint hochkarätige Rossini-Kenner weltweit, regionale Opern-Liebhaber und neugierige Kurgäste nebst traditionellen Schwarzwald-Touris - und alle haben ihr je spezifisches Glücks-Erlebnis. Das ist wohl das Erfolgs-Geheimnis eines konsequenten Konzepts – rauschende Begeisterung beschließt den fantastischen Abend! (frs)