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Ein Schlitzohr
Überlistet soll er werden, aber er kann beobachten, abwarten und seine „Rache“ genießen: Il Signor Bruschino sorgt für ein lieto fine. Jochen Schönleber – der Intendant des so quicklebendigen Wildbader Rossini-Festivals – inszeniert ein sophisticated unterhaltsames Spiel betrogener Betrüger, setzt auf die Demonstration elementarer Gefühle mit allen Irrungen und Wirrungen, verzichtet auf Aktualisierung oder Psychologisierung, verweist vielmehr in den überraschenden Konstellationen auf die Unberechenbarkeit der archaischen Gefühle.
Anton Lukas stellt assoziationsreiche Elemente eines versifften Bades räumlich angemessen auf die winzige Bühne des Kurhauses in Wildbad, konkretisiert Witz und Ambivalenz, schafft verblüffend intensive Kommunikationsräume!
Unter der schematischen Leitung des routinierten Antonino Fogliani brauchen die Virtuosi Brunensis lange Zeit, um zu animierendem Spiel zu finden, ehe es im Finale zu einem begeisternden Zusammenspiel der motivierten Musiker in hinreißenden Tempi und bravouröser Dynamik gelangt.
Stefania Bonfadelli ist – nach Baby-Pause – eine quicke Sofia, überzeugt mit sicheren Höhen der Belcanto-Partie, brilliert in den seltenen Vorgaben mit faszinierender Flexibilität und nachgerade betörender stimmlicher Schönheit. Pablo Cameselle ist mit virtuoser Stimmgebung ein glaubwürdiger Bruschino-junior, Ugo Guagliardo ein flexibel artikulierender Gaudenzio, Filippo Adami gibt dem Liebhaber Florville einen unangestrengt variantenreichen Tenor – ein Belcanto-Sänger par excellence! Und Bruno Pratico ist ein intensiv spielender Signor Bruschino, ein Darsteller höchster Intensität, ein Bass-Bariton mit sonorer Grundierung, brillant in den Variationen, abgründig in den Tiefen, virtuos in den belcantesken Verzierungen mit grandiosem Legato.
Mit dem selten gespielten Stück feiert das Rossini-Festival in Wildbad einen beeindruckenden Erfolg. Nicht nur die von weit her angereisten Rossini-Connaisseurs zeigen sich animiert von der dichten Performance, dem exzeptionellen Gesang - reagieren eher reserviert auf die gehemmte musikalische Umsetzung.
Franz R. Stuke
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