Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SIEGFRIED
(Richard Wagner)
12. Februar 2006
(Premiere: November 04)

Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(0611) 13 23 25

 

zurück       Leserbrief

Unterhaltsame Hoffnungslosigkeit

John Dew ist mit seinem Aufspüren der Mythen im Alltäglichen erfolgreich; seit dem „Krefelder Ring“ mit Gottfried Pilz anno 1984 ist das allgemein bekannt. Doch mit einem Siegfried als schwererziehbaren Hippie und einem Wotan als Beuys-Karikatur als handlungs- und utopiefähige Ignoranten hat er sich wohl die falschen Schuldigen für die Weltmisere gesucht (ein autistischer BWLer wäre wohl zutreffender gewesen).

Doch wird diese skeptische Sicht auf unmögliche Hoffnungen durch Dews stupende Personenführung zu einem vergnüglichen Tanz am Abgrund. Entsprechend gewollt die unbeholfene Begegnung Siegfried/Brünnhilde: die Oper ist mit dem Abgang Wotans zu Ende.

Marc Piollet geht mit dem agilen Hessischen Staatsorchester auf die musikorientierten Regieangebote mit Verve ein. Solo-Einlagen der Instrumente, gekonnt-prononzierende Fermaten, dramatische Crescendi, Ausspielen der „modernen“ Innovationen Wagners, ungemein opulente Streicher-Tutti ergeben fünf Stunden exzellenten Hörgenuss mit genügend Gelegenheiten zu permanenter Reflexion, hätte aber mehr für die Balance mit der Bühne tun können.

Peter Schulz schafft kommunizierende Bühnenräume – von der Schmiede-Werkstatt Mimes über den Bunker für den realen Panzer Fafners bis zur leeren Fläche am Schluss, permanent akzentuiert durch die Weltesche in Licht und Schaffen.

Alfons Eberz gibt dem Siegfried lässige Hippie-Figur, singt eher beiläufig, schont die Stimme für das Finale – was aber nicht zu euphorischen Jubeltönen eskaliert. Barbara Schneider-Hofstetters Brünnhilde beeindruckt durch Klänge, die auch das schlummernde Geheimnis ihrer Existenz vermitteln. Gilles Ragons Mime akzentuiert die Doppelbödigkeit der deformierten Kreatur. Der Wotan von Ralf Lukas wird bestimmt durch noble Attitüde; Christoph Stephinger verleiht dem Fafner sonore Kraft; Carlo Hartmann gelingt ein Alberich mit ambivalenten Tönen; Marina Prudenskajas Erda lässt einen bezwingenden Alt hören; und der Waldvogel Emma Pearsons zwitschert in fein ziseliertem Sopran.

Das Wiesbadener Publikum im spärlich besetzten Haus – Wiederaufnahme zur Vorbereitung der Zyklen im Mai und Juni – goutiert die Regieeinfälle – Siegfrieds Notung ist ein Springmesser –, wird aber durch die wenig inspirierte Schlussszene am Jubeln gehindert. (frs)