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Fakten zur Aufführung 

FALSTAFF
(Giuseppe Verdi)
19. August 2006
(Premiere: 11.8.06)

Wernigeröder Schlossfestspiele 2006/ Philharmonisches Kammerorchester Wernigerode

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Open-Air-Perle

Regenwetter-Gefahr ließ den Ort der Performance vom Innenhof des malerischen Schlosses Wernigerode in den atmosphärisch dichten Marstall verlegen. Dort sitzt das Orchester auf einem Balkon über und hinter der Bühne, das Publikum blickt auf historisch-ausdrucksvolel Wände und Decken. Auf der Bühne ein Swimming-Pool – Falstaff im Leisure-Centre. Gisa Kuhn illustriert so die Intention, Falstaff als Fossil in Sachen Emanzipation zu präsentieren.

Der intelligenten Regie Simone Zeisberg-Meisers gelingt es, aus dem so häufig philosophisch überfrachteten Spätwerk Verdis eine lustbetonte Komödie über Treue im Urlaub zu machen – wenig „Tiefgang“, aber viel Spaß mit den „lustigen Weibern“ und dem selbstgetäuschten „Weiberheld“ Falstaff: Unsere Zeit als Zeit der (erotisierten) Narren.

Elmar Andree ist einer der jungen Bässe mit profundem Material, nötiger Selbstsicherheit, aber ohne letzte Brillanz – und vor allem ohne souveränes Spiel. Malte Roesners Ford besticht durch kräftigen Bariton, Carsten Laus Fenton lässt einen munteren Tenor hören. Die „Stars“ sind allerdings die „Weiber“: Barbara Friebel ist eine stimmsichere Meg Page, Sünne Peters eine profunde Quickly und Anne Kathrin Fetik lässt als quirlige Anna eine hoffnungsvolle Stimme glitzern Das Wernigeröder Ensemble beeindruckt durch bezauberndes Spiel und gesangliche Qualität. Der Chor setzt sich zusammen aus Studenten der Musikhochschulen in Leipzig, Dresden und Weimar.

Christian Fitzner ist der spiritus rector des Wernigeröder „Wunders“. Er hält die Musiker engagiert zusammen und zelebriert mit dem spritzigen Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode einen kraftvollen Melodienreigen Verdischer Lebenslust.

Für das durchaus kritische Publikum ist das Ereignis ein starkes Dokument kultureller Überlebenskraft; nach Zar und Zimmermann und Traviata sind einige allerdings irritiert durch den „modernen“ Duktus der Inszenierung – doch die stolze Begeisterung überwiegt, Wernigerode entpuppt sich als Perle der Sommer-Oper! (frs)


Fotos: © Bernhard Heinze