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Fakten zur Aufführung 

TOSCA
(Giacomo Puccini)
7. November 2008
(Premiere: 19. April 2008)

Deutsches Nationaltheater Weimar


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Spannend – Musik und Gesang

Die Staatskapelle Weimar – souverän geleitet von Roman Brogli-Sacher aus Lübeck als eingesprungener Gastdirigent ohne Kommunikationsprobleme – vermittelt Musik höchster Dramatik, differenziert die ambivalent skizzierten Charaktere, rauscht auf in faszinierenden Tutti, charakterisiert alarmierende Situationen im kommunizierenden Wechselspiel von Bühne und Graben, interpretiert im zweiten Akt die Brutalo-Szene mit der hereinklingenden Cantate in bezwingender Intensität!

Pieter Roux gibt dem Cavaradossi kraftvolle Statur, vermag die Nuancen der Leidenschaften authentisch zu vermitteln, beeindruckt mit einer durchsetzungsstarken Mittellage, strahlt in den exaltierten Höhen, vermittelt erotische Empfindungen auch in ausdrucksvollen Piani – eine bemerkenswerte Interpretation der so oft im Klischee tenoraler Attitüden abgelieferten „Rolle“!

Catherine Foster gibt der Tosca einen emotional-bewegenden Sopran, hat schon mit den Mario-Rufen aus dem Off ein frappierendes Entrée, variiert ihre voluminös-flexible Stimme in Liebe, Eifersucht, Versöhnung – aber auch unbegriffener Faszination für das „Monster“ Scarpia; stimmlich überzeugt sie mit faszinierendem Lagen-Wechsel, gestandenen Höhen und emotionalisierenden Piani. George Gagnidze vermittelt mit seinem äußerst kraftvollen Bariton in souveränen Varianten von dramatischer Eruption und glaubhaftem Begehren einen Scarpia der differenzierenden Extra-Klasse! Hidekazu Tsumaya gibt dem Angelotti durchaus revolutionären Klang, bleibt aber – wie Philipp Meierhöfer als choral-kundiger Messner – darstellerisch unbeweglich und vermag nur stimmlich zu überzeugen. Jonas Münter von den Aurelius Sängerknaben Calw singt einen Hirten – als running gag offenbar das spirituelle Element des Geschehens – mit vorzüglich jugendlichem Ausdruck.

Karoly Risz baut Bühnenräume aus monumentalen Säulen und stählernen Gerüsten, lässt viel Platz für ambivalente Kommunikation auf freien Räumen.

Stephan Märki geht es in der Inszenierung offenbar um das Dekonstruieren der fixierten Rollen-Identitäten – Cavaradossi sucht seine Liebe bei zwei Frauen (die Attavanti sitzt auf der Bühne), die Tosca wird zur fragwürdigen Ikone auf Deubel komm raus; und der Scarpia ist der moralfrei-sinnliche Giovanni-Mythos: Das alles wird szenisch betont, findet gestische Entsprechung – führt zu spannenden Konstellationen, und verhindert trotz (oder aufgrund?) der Fokussierung auf die Rampe zum musikalischen und sängerischen Triumph des Theaters Weimar.

Weshalb das Inszenierungs-Konzept in verrätselndem Dramaturgen-Sprech dem Publikum im Programmheft kommunikativ kryptisch vermittelt wird – das sollte schon des Nachdenkens wert sein. Real - das Theater Weimar ist voll besetzt mit einem hoch motivierten heterogen Publikum – wird der Abend als hochspannend und diskurs-fördernd akzeptiert; für Solisten und Orchester gibt es enthusiastischen Applaus. (frs)
 




Fotos: Nationaltheater Weimar