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Fakten zur Aufführung 

LUISA MILLER
(Giuseppe Verdi)
23. Juni 2007 (Premiere)

Deutsches Nationaltheater Weimar

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Szenisches Desaster

Klar: Schillers idealistisch-klassischer Ansatz ist nicht mehr vermittelbar. Aber an Karsten Wiegand ist der Diskurs um die Dialektik der Aufklärung spurlos vorbeigegangen. Er aktualisiert diffus-besinnungslos, macht aus der feudalen Anklage eine x-beliebige Camorra-Story – ohne Leidenschaften und ohne tiefere Bedeutung. Abgesehen von einer intellektuell unbedarften „Inszenierungs-Idee“ findet sich auch kein einigermaßen akzeptables Bühnen-Handeln: Platte Konvention wechselt mit hanebüchenen Verzerrungen. Nur ein Beispiel: Da gibt es vielversprechende Chor-Tableaus, doch dann weiß der Regisseur damit nichts anzufangen.

Bärbl Hohmanns Bühne ist eine bühnenfüllende Latten-Konstruktion, aus der die Akteure beliebig auftauchen, um dann klinisch starr zu verharren. Die Kostüme Britta Leonhardts sind diesem diffus-dilettantischem Drumherum angemssen – Wurm als Lederjacken-Joe etc.

Martin Hoff intoniert mit der Staatskapelle Weimar einen Exzess lärmender Musik, desavouiert den frühen Verdi wo’s nur geht und lässt jede Balance mit der Bühne vermissen.

Das Mitgefühl gilt den vorzüglichen Sängern in der üblen Kartoffelkiste, die darstelllerisch entweder zur Statik verdammt sind und zu peinlichen Aktionen gezwungen werden. Erin Caves’ Rodolfo lässt einen strahlenden Tenor hören; Thomas Mehnert gibt dem Walter kraftvolle Bariton-Präsenz; Renatus Meszar artikuliert den Wurm mit brutal-verschleierter Kraft; Nadine Weissmanns Federica beeindruckt mit selbstbewusster Artikulation; Mariel Bravo ist eine stimmlich emotionalisierende Luisa, verfügt über ein bewundernswertes Repertoire an lyrischen Verschleierungen und dramatisierenden Exaltationen – eine Stimme, die permanent den intendierten Emotionen folgt! Anton Keremidtchiev glänzt als Miller mit fantastisch balsamischem Bariton; er ist die Konstante im konfusen inszenatorischen Desasters.

Das neu ernannte Thüringische Staatstheater ist zur Premiere längst nicht voll besetzt; das Publikum nimmt das desaströse Bühnen-Geschehen geduldig hin – Zwischenrufe wie „Billige Klamotte“ und krachendes Gelächter beim Auftritt des Regie-Teams geben aber wohl der Wertschätzung angemessenen Ausdruck. (frs)