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Fakten zur Aufführung 

DIE SCHÖNE MÜLLERIN
(Franz Schubert)
6. September 2002 (Premiere)


RUHRtriennale
Schauspielhaus Zürich
(Dortmund Phoenix West)


SCHWEIZ-SCHMERZ



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Mit dem Leiden an der Schweiz - der Heuchelei, der Verklemmtheit¸ landsmannschaftlicher Rituale, menschlichem Misstrauen, Engstirnigkeit - beschäftigte sich Christoph Marthaler schon in seinem "Hotel Angst" im "Schiffbau", dem Theater in der ehemaligen Zürcher Schiffswerft. Mit Schuberts Schöner Müllerin fand er danach das geniale Werk der leidenden Melancholie, der Inkarnation von romantisch gebrochenem Weltschmerz. Marthaler inszeniert sein Leiden an der Schweiz im selben assoziationsreichen morbiden Bühnenbild von Anna Viebrock, mit demselben Ensemble (plus Musiker und Sänger) und den bekannten Kostümen. Im Schalthaus 101 auf Phoenix West in Dortmund findet die ungemein dichte Arbeit mit ihren Ironisierungen, Überdrehtheiten, Resignationen ein adäquates Ambiente.

Was Marthalers Regiebild mit Verzögerungen, Redundanzen, Aggressionen und Distanzierungen zu leisten vermag, zeigt die stupende Kunst der "Personenführung": es ist schlicht atemraubend, mit welcher Perfektion und gestischer Elementar-Kraft zwölf Akteure im gestuften Raum der versifften Hotel-Rezeption agieren.

Mit Rosemary Hardy und Christoph Homberger sind engagiert phrasierende Sänger zu hören (und zu sehen); Markus Hinterhäuser und Christoph Keller interpretieren Schuberts intensive Musik auf dem schmalen Grat von Marthaler-Intention und Schubert-Authentizität höchst virtuos.

Das Publikum - auf dem Weg zur Schalthalle entlang der majestätischen Phoenix-Ruinen durchaus melancholisch eingestimmt - folgt mehr als zwei Stunden lang hochgespannt, feiert das Ensemble und Marthaler anschließend enthusiastisch. Ein international angehauchter Triumph für den genialen Regisseur, dessen Schweiz-Schmerz in seiner Heimat fanatische Feindschaft auslöst. (frs)

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Foto: © Leonard Zubler