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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
4. August 2007
(Premiere: 22.6.07)

Ostsee Festspiele
Theater Vorpommern
(Seebühne Stralsund)

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Hoffmann maritim

Da liegt die Ursula B. – ein großes stolzes Kümo, beschwert mit 1200 Tonnen Ballast – vor dem Kai des Stralsunder Hafens. Darauf eine hochspektakuläre Drei-Etagen-Architektur mit verbindenden Wendeltreppen, offenen Kammern für die Hoffmann-Szenen, bizarren Räderwerken und Verbindungen zum Schiffskörper. Susanne Thomasberger präsentiert eine spektakuläre Bühnen-Konstruktion par excellence, die Räume schafft für intime Szenen und permanenten Wechsel, dabei die Hafen-Atmosphäre aufgreift und sie mit den Hoffmann-Orten verbindet – optisch phänomenal, offen für Assoziationen!

Philipp Harnoncourt inszeniert in diesem verworrenen Gebilde die Geschichte des Hoffmann als Transition zwischen Puppe, Maschine und Fantasie. Alles Geschehen wird zum Bild seiner blinden Erfindungskraft, der sich selbst betrügt – aber doch als Dichter überlebt. Bei den vielen Details der Handlung und der räumlichen Strukturen geht allerdings der Zusammenhang oftmals verloren, die Erzählung verliert sich in rudimentäre Elemente, ohne daraus die Emphase theatralen Überflusses zu evozieren.

Eliseu Weide steckt die Akteure in fantasie-anregende zeitgenössische Kostüme mit optischem Aplomb.

Darstellerisch ist das Ensemble des Theaters Vorpommern auf die szenischen Herausforderungen trefflich eingestellt, doch hapert es an stimmlichem Glanz. Raymond Sepes Hoffmann bleibt stumpf, seine Leidenschaften wirken markiert und stimmliche Anstrengungen geraten zur Attitüde. Eva Resch gibt der Olympia eher quengelnden Klang, bleibt ohne nachhaltigen Eindruck; Dagmar Zaludkova gibt der Antonia wenig stimmlich-leidendes Profil; und Kerstin Descher bleibt der Giulietta die stimmliche Verruchtheit schuldig. Benno Remling ist als böser Geist Lindorf etc. schön anzuhören, vermittelt aber nicht die dämonische Kraft des Unheilbringenden. Noriyuki Sawabu gibt dem Franz u.a. komische Attitüde; doch Wiebke Damboldt gelingen vor allem mit dem Schluss-Gesang der Muse legatoreiche, stimmlich abgerundete Klänge.

Mathias Husmann leitet das gut aufgelegte Philharmonische Orchester Vorpommern – platziert unterhalb der Bühne, zwischen Kai und Schiff – zu einem eher gleichförmigen Klang. Offenbachs Inspiration und musikalischer Esprit verkümmern zu einem begleitenden Wohlklang. Die technisch unauffällige amplification verstärkt die Stimmen und die Musik angemessen-zurückhaltend, zerstört nicht den live-Eindruck zum akustischen Spektakel.

Das Theater Vorpommern ist im Sommer an zahlreichen Orten mit verschiedenen Inszenierungen präsent – u.a. mit Mendelssohns Sommernachtstraum in Greifswald oder einer Carmen in Putbus – und entwickelt sich zum Identifikaktionsort für die Region. In der zauberhaften Stralsunder Seebühne verfolgen 1200 Zuschauer die Aufführung (eine von 19) mit intensiver Aufmerksamkeit und fühlen sich ausgesprochen gut angesprochen – ganz herzlicher Applaus und viele Gespräche danach.

Gegen 22.00 Uhr knattert und flackert ein zehnminütiges Feuerwerk über der Stadt – das lenkt ab - und ist nicht gerade ein Zeichen der städtischen Wertschätzung ihres Opern-highlights. (frs)


Fotos: © Vincent Leifer