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Fakten zur Aufführung 

DER PRINZ VON HOMBURG
(Hans Werner Henze)
17. Februar 2004


Nationale Reisopera (Stadschouwburg Sittard)



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Das trügerische Gefühl

Ullists kritisches Hinterfragen des preußischen Erfolgsrezepts focussierte Ingeborg Bachmann auf die träumerische Existenz Friedrichs von Homburg. Die Schlacht von Fehrbellin als "Heldentat" eines unbotmäßig-unkonzentrierten Bürschchens wird nur als Traum kommensurabel - am Ende stehen alle Beteiligten im Regen. Gerardjan Rijnders' Regie besteht auf preußischer Attitüde, aktualisiert nicht oberflächlich, überlässt das Urteil dem Publikum. "In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!" - mit einem wie Friedrich sicherlich nicht. Was Wunder, dass unter den Denkmälern bei Fehrbellin in der Mark der Prinz von Homburg nicht vorkommt.

Paul Gallis stellt preußische Repräsentationsarchitektur auf die Bühne, eine Art Gebäude-Triptychon als wandlungsfähig-assoziationsreichen Spielraum (Licht: Reinier Tweebeeke!).

Die Holland Symfonia wird mit den Henzeschen Bruchstücken klassischer Opern unter Rolf Gupta gut fertig, bewältigt die Schwierigkeiten des bloß Andeutenden und expressiv Aufbrechenden mit Bravour.

Der Henzesche Wechsel von Sprechgesang, ariosen Passagen und kunstvoll konstruierten Ensembles macht den Sängern offenbar Probleme: allein Kenneth Garrison hat die nötige power und stimmliche Brillanz, gibt dem Kurfürsten Statur. Dagegen bleibt Daniel Broads Prinz zu sehr im gleichförmigen Strömen verhaftet, vermittelt einen hemmungslosen Phantasten, vollzieht auch stimmlich keine dramatischen Akzente; Giorgia Milanesis Natalie von Oranien (ein Bezug zu den Niederlanden!) ist da darstellerisch differenzierter, doch stimmlich steht sie permanent unter Druck. Für die übrigen Rollen haben Henze/Bachmann "Typen" vorgegeben, die vom Ensemble der Reisoper solide ausgefüllt werden.

In der Kleinstadt Sittard gibt es ein prima Theatergebäude mit exzellenter Akustik - und ein aufgeklärtes Publikum, das aufmerksam folgt, heftig applaudiert und sich Zeit nimmt, über das Erlebte zu diskutieren. (frs)






Fotos: © Marco Borggreve