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John Dew inszeniert den Mythos des
sizilianischen Freiheitskampfes am blutrünstigen Ereignis im 13. Jahrhundert
als das, was es ist: das menschenverachtende Drama von Ideologien. Dabei
gelingt es ihm mit großer Sensibilität, intime Beziehungen in aller Leidenschaft
und Hoffnungslosigkeit darzustellen.
Die kommunikativen Bühnenkonstruktionen von Heinz Balthes und die Kostüme
von Jose-Manuel Vasquez geben das Ambiente für eruptive Leidenschaften
- mit dem hochdramatischen Schlussbild der Erhängten.
Gesungen wird auf hohem Niveau: Wessela Zlateva als Helene, Kostadin Andreer
als Henri überzeugen mit stimmschönem Timbre, vermitteln Innigkeit und
Verzweiflung mit großer Stimmkultur; Vitalij Kowaljow gibt einen fanatischen
Procida mit aller power und Philippe Duminy vermag es, den noblen Montfort
differenziert zu charakterisieren (das faszinierte schon das Schweriner
Publikum!).
Das auf Opern-Festival gestimmte Publikum - viele kannten die Produktion
bereits - reagierte schweizerisch-reserviert, wusste die ausgeglichene
Orchesterleitung Laurent Wagners angemessen zu würdigen, verstieg sich
aber nicht zu dem angebrachten Enthusiasmus. (frs) |
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