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Fakten zur Aufführung 

ZU HILFE, ZU HILFE
(nach W. A. Mozarts "Zauberflöte")
25. Juli 2008

Mannheimer Mozartsommer


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Der Zauber-Künstler

Was steckt nicht alles in der Zauberflöte! Die plebejische Komik Schikaneders, die Einfühlsamkeit Mozartscher Musik, das permanente Verkünden edler Prinzipien, die nicht-emanzipierten Frauen, die abrupten Handlungsbrüche -- aber auch die Intensität der Gefühle, die verblüffende Stimmigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen und die ewig-gültige Botschaft der Aufklärung, des Strebens nach „Weisheit“:

Das alles vermittelt der Zauber-Künstler Christoph Homberger in neunzig Minuten ganz allein! Er hampelt, er schreitet, er hockt, er legt sich, er wälzt sich, er klettert und sitzt; er karikiert, er ironisiert, er akzentuiert, er präsentiert, er gibt sich aus bis zur Erschöpfung.

Aber das alles ist „nur“ der komödiantische Aspekt eines brillanten Entertainers, der dabei dezent mit dem Publikum kommuniziert: Christoph Homberger singt! Er verleiht den so unterschiedlichen Typen charakterisierende Stimme; er beherrscht die Deklamation, fasziniert mit heller Kopfstimme, fistelt im Falsett, parodiert den schwarzen Bass, präsentiert eine eindrucksvolle baritonale Mittellage, intoniert bei allem „Scherz“ mit bestechender Sicherheit – und er wechselt diese so divergierenden Stimmlagen in Sekunden-Bruchteilen.

Und – das ist der running gag der „werktreuen Parodie“ - er karikiert die lässlichen Sünden vieler Mozart-Sänger: den Tamino mit penetrantem englischen Akzent, den Papageno mit nervendem Wienerisch, die Königin der Nacht in slawisch breiten Vokalen usw. usf.. Genial die durchaus liebevolle Attitüde Hombergers, der sich nicht auf platte Schadenfreude einlässt; der sein Objekt unbändiger Spielfreude niemals denunziert, und der bei allem Tohuwabohu auf der Bühne das Verständnis für Mozarts Musiktheater provoziert!

Herbert Wernicke hat diesen Zauber-Spaß „erfunden“ und umwerfend komisch in Szene gesetzt; und er erfindet eine imaginierende Bühne in magischem Blau mit silbernen Sternen, einem Flügel als multifunktionalem Kommunikationsobjekt – als Requisiten ein Glas Wasser, ein silbernes Zigaretten-Etui, ein Feuerzeug -- und entlässt den zauber-haften Christoph Homberger in die pure Spielfreude.

Im atmosphärisch dichten Rokoko-Theater im Schwetzinger Schloss bejubelt ein hoch motiviertes Publikum die Nuancen des „Zauber-Künstlers“ Homberger mit angemessener Empathie – und spendet lang anhaltenden Applaus – mit feuchten Augen ob der so hinreißenden neunzig Minuten des frappierenden Musiktheaters der anderen, einmaligen Art.

Der Mannheimer Mozartsommer hat - bei allen anderen großartigen Mozart-Produktionen – ein ästhimierendes Highlight!

(frs)