Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SPORTLICHER BAROCK
22. Januar 2008
"Winter in Schwetzingen"

Theater Heidelberg


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Sportliche Assoziationen

Vivaldis L’Olimpiade ist das Highlight des Barockfestivals des Theaters Heidelberg im Rokoko-Theater Schwetzingen . Und so kann es nicht ausbleiben, dass den Machern der Gaul mit dem Sport durchgeht – es gibt natürlich kein „sportliches Barock“ in der Musik, es gab zu Händels Zeiten keine Olympischen Spiele, es gab keine Millionäre in Turnhosen, es gab Doping höchstens in Form von Trunkenheit bei den dörflichen Ball-Kämpfen in England oder Italien. Aber es gibt Barock-Kompositionen, die sich mit einiger Lust am Skurrilen – und eben im Kontext der „Olimpiade“ – sportlich assoziieren lassen (allerdings ließe sie sich so auch mit Krimis oder Politik verfahren).

Nun denn – Wolfgang Katschner moderiert sehr zurückhaltend, verweist eher beiläufig auf Eitelkeiten von Dressurreiterinnen, Erschöpfung von Schachspielern, dem Martialischen von Mannschafts-Einmärschen, der Freude bei Siegesfeiern, verfällt Gott sei Dank nicht in die Reporter-Attitüde, Alcina wird nicht zu Segel-Regatta-Reportage, es werden keine falschen Beziehungen hergestellt.

Katschners Lautten Compagney spielt mit der bewährten Kombination von Streichern und Continuo; die perfekt-engagierten MusikerInnen intonieren bravourös, mit kalkulierten Facetten und gezügeltem Temperament – lassen sich vom sportlich-rekordverdächtigen Thema nicht aus der antrainierten Strategie bringen, gewinnen erst auf der Zielgeraden „Siegeswillen“ und finden Kontakt zu ihren „Konkurrenten“.

Vivaldis Concerto g-Moll und Telemanns B-Dur-Ouvertüre sind perfekt vorgetragene Piècen barocker Musikentfaltung – bleiben aber im sportlichen Kontext Aufwärmübungen, es fehlt das Glühen des Endspiels.

Dem sympathisch-strömenden Altus Alexander Schneiders bleibt mit wunderschönen Arien von Händel und Vivaldi die sportliche Rolle des harmonischen passaggio-sicheren „Hoffnungsträgers“. Die brillant-vibratofrei phrasierende Jana Kurucova wird mit ihrer jugendlich-erotischen Ausstrahlung und einem Feuerwerk an Trillern, Läufen und Koloraturen, emotionaler Intensität und organischer Dynamik zum „Publikumsliebling“. Doch für den letztendlichen „Sieg“ ist das traumhaft sichere Zusammenspiel der Solisten ein Garant, und zum „Mannschaftsspiel“ wird der Barock-Abend durch die erwachende Leidenschaft des „Kollektivs“: So wie im Finale mit Händels Cesare hätte man sich das „Team“ während der ganzen „90 Minuten“ gewünscht. In der Sportler-Sprache: „Hauptsache gewonnen.“

Und so wie bei einem nicht-entscheidenden „Freundschaftsspiel“ reagiert das anwesende Publikum im nicht ausverkauften „Stadion“ – kenntnisreich, mit einigen deplazierten Unkundigen, aber auch ohne vibrierende Leidenschaft, mit verhalten-akzeptablem Applaus für die Stars des Vereins. Die Manager sollten ein neues Konzept entwickeln. (frs)

 

 
 Die Lautten Compagney