|
Hochstapelei
Theodoro lebt als hochstapelnder König von Korsika in Venedig, gerät ganz
bewusst in nicht mehr beherrschbare erotisch-ökonomische Verwicklungen.
Diese Story wird von Andrea Raabe ziemlich konfus inszeniert - ein permanentes
Hin und Her lässt den Charakterentwicklungen der Protagonisten wenig Chancen.
Tobias Dinslages schlichte Bühne - ein blauer Kasten mit Gräben vorn und
hinten - bietet allerdings vortreffliche Kommunikationsräume.
Paisiellos eingängig-schlichte Musik ist von Hans Werner Henze um klavierbegleitete
Rezitative angereichert, ergänzt das Harmonieorchester von Holz- und Blechbläsern
um Streichersextett, Klavier und Schlagzeug, leistet einen Beitrag zur
aktuellen Interpretation ehemals populärer Musik. Alicja Mounk dirigiert
das Orchester der Hochschule für Musik Karlsruhe impulsiv, eine emotionale
Differenzierung der angebotenen Noten verschallt jedoch im nervösen Ungefähr.
Den jungen Solisten der Karlsruher Musikhochschule ist das Premieren-Fieber
anzumerken: zum Teil gehemmt singend, zum Teil hölzern agierend will der
Funke der turbulenten Handlung erst gegen Ende zu zünden. Bleibt zu hoffen,
dass die Karlsruher Aufführungen mehr Lebendigkeit vermitteln.
Im malerischen Schwetzinger Rokokotheater sind zumeist Musikhochschul-Aficionados
versammelt: reservierte Kritik wird durch freundschaftliche Begeisterung
verdrängt. (frs) |
|