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Fakten zur Aufführung 

LA FORZA DEL DESTINO
(Giuseppe Verdi)
3. Juli 2010
(Premiere: 25. Juni 2010)

Schlossfestspiele Schwerin


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Wirren ohne Biss

Verworrener und undurchsichtiger ist kaum eine weitere Geschichte in einer Oper Giuseppe Verdis. La forza del destino, uraufgeführt 1862 als Auftragswerk an der Kaiserlichen Oper St. Petersburg, in einer umgearbeiteten Fassung 1869 an der Scala in Mailand, hat sich bis heute zwar auf den Spielplänen halten können, allerdings mit deutlich geringeren Aufführungszahlen als Otello, Aida oder Traviata. Die Handlung zu vermitteln ist in der Tat keine leichte Aufgabe, kompositorisch sind Verdi indes sowohl in den intimen Szenen als auch in den großen Aufmärschen der Chöre beeindruckende Würfe gelungen, die das Werk per se zu einem Ereignis machen.

Regisseur Peter Lotschak, der für die Schlossfestspiele schon die Traviata (2006) und den Troubadour (2007) in Szene gesetzt hat, erläutert im Programmheft, dass gerade die „gigantische Simultanbühne“ im Alten Garten Schwerin mit der großen Freitreppe vor dem Museum, eingerahmt von Schloss und Staatstheater, wie geschaffen dafür sei, die verschiedenen Schauplätze nebeneinander auf die Bühne zu bringen. Sicher ist der Raum, den ihm Lutz Kreisel dafür vor allem durch immer wieder gekonnte Lichteffekte geschaffen hat, eine beeindruckende Kulisse, aber wie Lotschak in summa die Geschichte erzählt, bringt wenig Helligkeit ins Dunkel der Verwirrungen. Die Personenführung wirkt allzu konventionell, viele Auf- und Abgänge gar unmotiviert. Die großen Massen von Chor und Statisten – wie die Solisten von Giselher Pilz in Kostüme gewandet, die ästhetisch nicht sehr hohen Ansprüchen genügen – bis hin zu Pferdewagen und Reitern machen einerseits immer wieder etwas los auf der Bühne, aber die wesentlichen Momente der Handlung sind dadurch leider kaum zu erahnen. So bleibt am Ende der Eindruck eines rechten Kostümspektakels zurück, der indes leider so austauschbar wirkt, dass er für eine Reihe weiterer Opern ebenso einsetzbar wäre.

Musikalisch wird der Abend durch eine nicht immer optimale Qualität der Tonverstärkung getrübt. Schwerins Erste Kapellmeisterin Judith Kubitz führt die Staatskapelle sicher und präzise durch die Partitur, nur kommt davon nicht immer so viel draußen an, wie es zu wünschen wäre. Die Solisten werden leider auch immer wieder von diesem Problem beeinträchtigt, schlagen sich aber insgesamt sehr achtbar. Adva Tas braucht als Leonora Zeit, um zu ihrer ganzen Form zu kommen, zeigt diese jedoch eindrucksvoll in einer sehr innigen, beinahe introvertiert gesungenen Pace-Arie im vierten Akt. Mario Zhangs strahlkräftiger Tenor klingt nicht immer ganz frei, bewältigt die anspruchsvolle Partie aber insgesamt ohne Mühen und mit dem nötigen dramatischen Impetus. Den findet Konstantin Rittel-Kobylianski erst im zweiten Teil der Aufführung, punktet insgesamt vor allem in den Duetten mit Mario Zhang. James Moellenhof ist ein angemessen autoritärer Padre Guardiano, Martin Winkler ein wendiger Fra Melitone und Sarah van der Kemp eine selbstbewusste Preziosilla mit kernigem Mezzo.

Das Publikum applaudierte am Ende mit großer Begeisterung, vor allem für die sehr präzise singenden Chöre war dieser Beifall mehr als berechtigt. Musikalisch, abgesehen von den technischen Schwierigkeiten mit der Verstärkung, ist dem Staatstheater Schwerin durchaus eine respektable Wiedergabe dieser nicht leicht zu besetzenden Verdi-Oper gelungen. Dass dem szenisch so wenig entgegenkam, war gleichwohl mehr als schade.

Christian Schütte

 







Fotos: Silke Winkler