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Wehe
Zwei Aspekte bestimmen die Schweriner "Rusalka": die auf wagnerischen
Bombast setzende Musik, ein Bühnenbild à la Casper David Friedrich. Dvoraks
"lyrisches Märchen" wird zur Grand Opera mit Ballett, phantasievoller
Bühne und gewaltig ausholenden Solisten.
Lutz Kreisels Bühne fasziniert: dunkle Wolke, zerzauster Baum, klassische
Ruinen - eine geheimnisvoll-deutende Nixenwelt. Jörg Pitschmann forciert
die Mecklenburgische Staatskapelle zu donnernden Klangwogen, vermittelt
Märchenstimmung quasi mit Stentorstimme.
Der Regie Bernd Reiner Kriegers bleibt die Aufgabe optimaler Positionierungen
auf der Bühne. Das gelingt. Als Regiekonzept ist weder ein Gefühlsdrama
noch eine kritische Analyse zu erkennen. Es geht eher cool um die Ambivalenz
von Natur- und Menschenwelt und deren Dialektik.
Sabine Paßow singt die Rusalka mit bravouröser Bünhilden-Attitüde, Marke
Wojciechowski ist ein fulminanter Wassermann mit Wotan-approach, Markus
Petsch gibt den irritierten Prinzen mit dem Aplomb eines Siegmund; der
Jezibaba Dorothea Geibels gelingen reflektierte Passagen voller Hexenzauber,
Nancy Weißbach ist eine Fürstin mit Arroganz und perfekt-aggressiver Phrasierung.
Die "kleinen" Rollen sind in Schwerin kompetent besetzt: Ulrike Ludewig
als intonationssicherer Küchenjunge, Kay-Gunter Pusch als spitz-phrasierender
Heger.
Das durchaus motivierend gemischte Publikum im vollbesetzten Haus - allerdings
mit der in Schwerin üblichen Unruhe durch Wispern und Umrücken - reagiert
einigermaßen unsicher, rätselt über die "Botschaft" des Erlebten, vermisst
"das Lyrische", applaudiert dann aber doch intensiv und langanhaltend.
Offenbar geht das Schweriner Konzept auf: wenige Produktionen attraktiver
Werke mit hochkarätigen Solisten in einem peu a peu auf Repräsentation
eingestimmten Haus. (frs) |
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