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Fakten zur Aufführung 

ARMIDA
(Joseph Haydn)
2. August 2007
(Premiere: 28.7.07)

Salzburger Festspiele

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Singen oder Sport

Joseph Haydn schrieb mit „Armida“ seine letzte Oper für das Hoftheater des Fürsten Esterházy im Jahre 1783. Es ist seine einzige Opera seria und wurde sein erfolgreichstes Bühnenwerk. Auch Lully, Gluck und Händel vertonten den Stoff nach Torquato Tassos Kreuzzug-Epos vom befreiten Jerusalem. Die Sopranistin Annette Dasch, die in Salzburg die Titelpartie singt, hat ihre erste Solo-CD ausschließlich dieser Figur gewidmet.

Dabei ist die Armida keine strahlende Heldin, sondern unterliegt im Kampf um die Gunst des Kreuzritters Rinaldo, der sich letztendlich doch zu seiner Pflicht und Aufgabe als Krieger bekennt und sie verlässt. Haydns Musik ist noch stark an der strengen Form der Opera seria orientiert und weist nicht unerheblich Längen und dramaturgische Schwächen auf. Eine Herausforderung für die Inszenierung, in der Christof Loy seine Darsteller die musikalische Statik durch physische Höchstleistungen ausgleichen lässt.

Eine steile Schräge mit Kletterseilen am linken Bühnenrand der Felsenreitschule wird von den kämpfenden Horden des „Bewegungschores“ ausgiebig erstürmt und zu akrobatischen Stunts verwendet, die auch die Sänger beachtlich bewältigen. Allerdings erschwert diese Bühnenidee doch eindeutig den musikalischen Teil. Ansonsten dominiert im Bühnenbild von Dirk Becker ein über die gesamte Bühnenbreite aufgeschichteter Holzstapel und ein angeschnittener mächtiger Baumstamm in der rechten Bühnenecke: Puristisch, aber die Felsenreitschule bietet ja an sich schon eine imposante Raumkulisse.

Leider war das akustische Vergnügen durch das sintflutartige Regengeprassel den ganzen Abend deutlich getrübt - man hatte bei dem ständigen Rauschen das Gefühl, einer alten Plattenaufnahme zu lauschen. Dabei musizierten Ivor Bolton und das Mozarteum Orchester Salzburg wunderbar elastisch und facettenreich. Einzig die elegische Interpretation der Figur des Feldherren Ubaldo im Rollstuhl, der von Richard Croft mit herrlichem tenoralem Glanz gesungen wird,  passt zwar zum Regiekonzept, scheint aber der Musik doch aufgezwungen.

Annette Dasch überzeugt durch ihren warmen, samtigen Ton und die Klangfülle, wenn sie große Kantilenen singen darf. Der koloröse Teil der Partie liegt ihr weniger und man bedauert, dass sie sich dafür offensichtlich verbiegen muss, da das Tempo rasant genommen wird. Für Mojca Erdmanns leichte, silbrig timbrierte Stimme ist das kein Problem, und so kann sie als Zelmira beim Publikum deutlich besser punkten als die Hauptdarstellerin. Michael Schade hat als Rinaldo den musikalischen Löwenanteil zu bewältigen und tut dies äußerst souverän und kunstvoll. Der junge Bassist Vito Priante gibt einen erstaunlich reifen Idreno und Bernard Richter ist als blonder Jüngling Clotarco optimal typgecastet.

Nach einem länglichen Ersten Teil vor der Pause, steigert sich die dramatische Spannung zum Schluss und letztlich wird die Leistung der Ausführenden vom Publikum ausgiebig gefeiert, es fliegen ein paar Rosen auf die Bühne, die fast vom Bewegungschor zertrampelt werden, der Triumph für die Hauptdarstellerin bleibt leider aus, aber die Karrieren werden auch so weitergeschmiedet werden. (if)


Fotos: © Monika Rittershaus