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Fakten zur Aufführung 

APOLLO ET HYACINTHUS/DIE SCHULDIGKEIT DES ERSTEN GEBOTS
(Wolfgang A. Mozart)
28. August 2006
(Premiere: 25.8.06)

Salzburger Festspiele
(in Zusammenarbeit mit der Universität Mozarteum)

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Zurück zu den Anfängen

Als letzte Produktion der diesjährigen Salzburger Festspiele „Mozart 22“ werden die ersten beiden Bühnenwerke des Wunderkindes in der frisch renovierten Universitätsaula zur Aufführung gebracht. Immerhin war dort Apollo et Hyacinthus 1767 als Teil der jährlichen Schulaufführung erstmals gespielt worden. Mit großem Erfolg für den elfjährigen Komponisten.

250 Jahre später sind ebenfalls junge Musiker und Sänger an der Aufführung beteiligt. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Josef Wallnig, der die Opernklasse des Mozarteums leitet und die besten Absolventen und Studierenden für die Hauptpartien ausgewählt hat. Es spielt das Sinfonieorchester des Mozarteums, das sich etwas beengt zwischen erster Reihe und dem Bühnenaufbau platziert und dennoch mit wunderbarer Homogenität und Frische musiziert.

Apollo et Hyacinthus

John Dew lässt zusammen mit Bühnenbildner Hein Balthes und Kostümbildner José-Manuel Vásquez ein Rokoko-Theater im alten Stil wiederaufleben. Prunkvoll ausgestattet bewegen sich die Protagonisten in „Apollo et Hyacinthus“ in stilisierten Gesten und ausladend steifen Prunkgewändern. Der lateinische Text trägt auch zur akademischen Steifheit des Stückes bei, aber es sitzt jede Handbewegung, jeder Augenaufschlag und auch jeder Ton. Jekaterina Tretjakaova als Hyacinthus singt berückend schön  und muss leider viel zu früh den Bühnentod sterben. Das allerdings gibt Christiane Karg als Melia Gelegenheit, ihre ausdrucksstarke und exzellent geführte Stimmkunst zu präsentieren. Neben den beiden Sopranistinnen stehen die Altistinnen Anja Schlosser als Apollo und Astrid Monika Hofer als Zephyrus, sowie der Tenor Maximilian Kiener als König Oebalus zwar etwas zurück, bieten aber szenisch wie musikalisch ebenfalls hohes Niveau.

Das Publikum ist entzückt, bedankt sich ausgiebig und ist nach längerer Umbaupause gespannt auf „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ im zweiten Teil.

Die Schuldigkeit des ersten Gebots

Das geistliche Singspiel zu dem recht hölzernen Text von Ignatz Anton Weiser bietet Regisseur John Dew Gelegenheit, sein komödiantisches Talent voll auszuspielen. Das Publikum wird fleißig mit einbezogen, rote Teufelchen hüpfen durch die Reihen und der Soloposaunist tritt als blonder Erzengel im Zuschauerraum auf. Ein bisschen schrammt die Inszenierung mit ihren bunten, naiven Bildern am Kasperletheater entlang, doch anders als mit viel Humor ist diesem Stück wirklich nicht beizukommen. Dew zieht alle szenischen Register, um von der teilweise flachen musikalischen Struktur abzulenken. Die endlosen Dacapoarien zu sperrigem Text werden dank der zahlreichen optischen Reize und der Spielfreude der Sänger erträglich.

Mit Bernhard Berchtold als Christgeist und Peter Sonn als Christ stehen hier außerdem zwei exzellente Tenöre auf der Bühne, Christiane Karg steigert sich als teuflischer Weltgeist zu noch größerer vokaler Leistung und Michiko Watanabe als Gerechtigkeit im Petruskostüm und Cordula Schuster als madonnenhafte Barmherzigkeit ergänzen das hervorragende Ensemble mit ihren klaren Sopranstimmen.

Nicht alle älteren Herrschaften im Publikum können sich bei dieser witzigen Interpretation amüsieren, doch werden Sänger und Orchester ausgiebig bejubelt, bevor man sich zu später Stunde nach erfolgreichem Kampf um den richtigen Regenschirm an der chaotischen Garderobe auf den Heimweg macht. (if)


Fotos: © Barbara Aumüller